Alfred Biermann, 2014 von der BMW M Sportabteilung in Garching als Entwicklungschef nach Korea gewechselt, wollte ebenso wie die anderen Verantwortlichen, dass der Kia Stinger nicht nur gut aussieht. So wurde jeder der unzähligen Prototypen mindestens 480 Runden - das sind 10.000 Kilometer - unter härtesten Belastungen durch die Grüne Hölle der Nürburgring-Nordschleife geprügelt. Das Ergebnis kann sich ebenso sehen lassen, wie das Design. Die Sportlimousine liegt exzellent auf der Straße und bringt die Leistung des 370 PS starken Topmodells mit seinen 510 Nm maximalem Drehmoment Dank des obligatorischen Allradantriebs souverän auf die Straße. Dabei hält sich der Klang des 3,3 Liter großen V6-Doppelturbos wohl nicht nur nach Ansicht von ausgemachten Sportwagenfans etwas zu sehr im Hintergrund. Im Normalbetrieb wird der Großteil der Motorleistung auf die Hinterachse übertragen. Wechselt der Fahrer ins Sportprogramm, gehen 40 Prozent des Tatendrangs nach vorn und 60 Prozent für ein besseres Handling nach hinten. Angenehm macht sich insbesondere die niedrige Sitzposition bemerkbar, die im Vergleich zum Mittelklassemodell 4,5 Zentimeter nach unten versetzt wurde. So sitzt der Pilot nur 18 Zentimeter über dem Asphalt und bekommt zusammen mit Pedalerie, Sitz und griffigem Lenkrad ein gutes Fahrgefühl. Bei der Höchstgeschwindigkeit lässt der Kia Stinger seine deutschen Konkurrenten übrigens weit hinter sich. Er schafft 270 km/h, während die bereits bei Tempo 250 eingebremst werden.
Viel Platz in zeihe zwei - für zwei
Die bekannte Genesis-Plattform wurde von Biermanns Entwicklungsteam kräftig durch die Mangel gedreht. Die Einzelradaufhängung (vorne McPherson- und hinten Fünf-Arm-Konstruktion) macht in Verbindung mit dem adaptiven Dämpfersystem, elektronischen Dämpfern, zwei Beschleunigungssensoren pro Rad und entsprechenden an der Karosserie, vernetzt über eine zentrale Steuereinheit einen sehr ausgewogenen Eindruck, wobei der Kia Stinger GT4 AWD gerade im Sportprogramm noch etwas giftiger sein dürfte. Dem Komfortaspekt kommt selbst bei sportlichstes Fahrkonfiguration eine hohe Bedeutung zu. Dass einer der Fahrmodi die Bezeichnung "smart" trägt, sorgt für Irritationen, weil sich Eco, Normal und Sport längst als Bezeichnungen etabliert haben. Von der Automarke mit der Bezeichnung "Smart" ganz zu schweigen.
Bei Instrumentierung und Bedienung geht es im Vergleich zu vielen Konkurrenzmodellen betagter zu, denn die beiden etwas blassen Hauptuhren sind analog und zahlreiche Taster steuern die verschiedenen Fahrzeugfunktionen. Immerhin: zwischen Drehzahlmesser und Tacho lassen sich in ein Multifunktionsdisplay zahlreiche Menüpunkte wie Navigation oder Fahrzeugeinstellung hereinziehen und es gibt die wichtigsten Infos in ein Head-Up-Display projiziert. Alles andere läuft über den zentralen Touchscreen in der Mitte des horizontal ausgerichteten Cockpits. Beim Platzangebot wurde Dank des 2,91 Meter langen Radstandes (10 cm länger als BMW 4er GT und nur 4,3 cm kürzer als ein Porsche Panamera) besonderen Wert auf die Passagiere in der ersten und zweiten Reihe gelegt. Der Laderaum ist mit 406 Liter überraschend gering, lässt sich durch Umklappen der Rücksitze jedoch erweitern. Durch den breiten Mitteltunnel bietet sich die Mitnahme eines dritten Passagiers im Fond kaum an.
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- Veröffentlicht: 27. August 2017