"Der Status Quo ist keine Option"; hämmert Michael Lohscheller den Anwesenden ein. Diese Redewendung stammt von Carlos Tavares. Die Opel-Techniker können sich jetzt mehr verwirklichen als zu GM-Zeiten, allerdings gibt PSA die Parameter vor, alleine schon durch die Plattformen und die Technik. Da können Lohscheller und Tavares noch so sehr die "Germaness", die Qualität und Präzision, die Opel in die PSA-Gruppe einfließen lässt, noch so sehr loben. Carlos Tavares lässt keinen Zweifel: Opel hat Luft zum Atmen, solange der Profit und die Umsätze stimmen. Entgegen aller Unabhängigkeitsbekundungen, die Musik wird in Zukunft in Paris gespielt. Die Schlüssel-Vorstandsressorts für Finanzen und Produktion sind bei Opel bereits mit sanierungserprobten PSA-Managern. Philippe de Rovira (wird Finanzvorstand) und Rémi Girardon (wird Geschäftsführer Produktion der Opel Automobile GmbH) besetzt.
Teure Produktion
Wir werden voll auf Leistung und Profitabilität fokussiert sein", versichert Lohscheller. Worte, die man in Paris gerne hört. Um die CO2-Ziele zu erreichen, wird bis 2024 jeder Opel in einer elektrifizierten Variante zu haben sein - entweder als Plug-in-Hybrid oder als reines E-Mobil. Wie zum Beispiel der nächste Corsa. "Wir drehen jeden Stein um", macht Lohscheller klar und Carlos Tavaros ergänzt vielsagend: "Nur Leistung schützt, Demagogie ist Gift."
Ein Opel-Kernproblem liegt auf der Hand: Der Rüsselsheimer-Hersteller produziert zu teuer. Bis 2020 soll jedes Auto um 700 Euro billiger sein. Dazu will Opel die Arbeitskosten senken und für eine deutlich erhöhte Auslastung der Fabriken sowie eine Erhöhung der Effizienz der Fertigungsstätten sorgen. Durch Synergien sollen bis 2020 jährlich 1,1 Milliarden Euro eingespart werden und bis 2026 sollen es sogar 1,7 Milliarden Euro sein. Letztendlich soll Opel so auf Profitabilität getrimmt sein, dass keine Verluste mehr gemacht werden sollen, sobald der Rüsselsheimer Autobauer 800.000 Autos pro Jahr verkauft. Im letzten Jahr setzte Opel/Vauxhall in Europa 1.16 Millionen Autos ab und schrieb immer noch rote Zahlen. Wie drastisch die Einsparungen sein werden, kann sich jeder ausmalen. Das fängt bei den Reisekosten an und endet bei den Einzelteilen. Harte Verhandlungsrunden stehen bevor: Gespräche mit den Gewerkschaften haben schon begonnen und auch die Zulieferer werden härter an die Kandare genommen. "Friss oder stirb", lautet die Maxime.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 09. November 2017