Doch auch in japanischen Führungsetagen hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass ohne eine beeindruckende Historie keine konturscharfe Markenpositionierung gelingen kann. So wundert es nicht, dass die Oberen des Mazda Konzerns vor Monaten eigens nach Augsburg anreisten, um das größte Mazda Museum auf der Welt zu bewundern; von der Familie Frey perfekt in Szene gesetzt in einem ehemaligen Straßenbahndepot. Walter Frey und seine beide Söhne haben als lokaler Autohändler in Anzahl und Qualität weit mehr Mazda Modelle als die Konzernzentrale des japanischen Autobauers selbst. Bei Toyota sieht es nicht anders aus. Auch im Toyota Konzern hatten die Klassiker bisher einen kaum messbaren Stellenwert. Das 1989 eröffnete Museum in Nagakute City nahe Nagoya kann mit dem vergleichbarer Hersteller wie Volkswagen oder General Motors nicht mithalten. Beeindruckender ist das fast die Sammlung von Peter Pichert. Der Toyota Händler aus Passau hatte seit den 70er Jahren mehr als 100 seltene Toyota-Modelle zu einer einzigartigen Sammlung zusammengefügt. Nach dessen Tod übernahm Toyota Deutschland jüngst das private Museum und ließ es zur Zentrale nach Köln umziehen. In den nächsten Wochen soll das Museum in den Räumen des Importeurs in neuem Glanz wiedereröffnen.
Daimler eröffnet Klassikwelt in Tokio
Professioneller, aber wenig beeindruckend inszeniert sieht es bei Nissan aus. In Kanagawa stehen über 400 historische Modelle der Marke für einen Abstecher in die Vergangenheit parat. Von mickrigen zwölf bis hin zu atemberaubenden 800 PS ist bei Nissan alles zu sehen, was die Marke seit 1933 auf die Straße gebracht hat. Die Nissan Heritage Collection startete 1954 mit lediglich einem Fahrzeug, dem zwölf PS starken Datsun Model 12 Phaeton aus dem Jahre 1933. Aus diesem Grund steht genau dieses Fahrzeug direkt am Anfang der gewaltigen Ausstellungsfläche, die auf den ersten Blick wie eine riesige Lagerhalle aussieht. Auf den zweiten Blick verhärtet sich das Urteil, dass die hier stehenden Modelle mindestens eine so schöne Umgebung wie ihre deutschen Pendants verdient hätten. Vor allem eingefleischte Sportwagenfans des Modells GT-R kommen auf ihre Kosten. Denn der heute auch in Europa bekannte Supersportler hat einige Vorgängergenerationen, von denen nur die wenigsten den Weg zu uns gefunden haben. So ist mit dem Skyline Deluxe aus dem Jahr 1957 der Urvater der Erfolgsserie ausgestellt. Der erste GT-R, der 2000GT-R von 1969 ist natürlich auch zu sehen. Am vier Jahre älteren Nachfolgemodell zeigen sich zudem erste Ähnlichkeiten zu amerikanischen Muscle Cars wie dem Ford Mustang Mach 1.
Doch der neue Trend zur Klassikerliebe ist nicht nur in Deutschland zu spüren. Auch in den japanischen Metropolen kommen immer mehr Leute auf den Geschmack nach einem schmucken Klassiker. Mercedes eröffnete jüngst in Shinagawa nahe von Disneyland Tokio nicht nur einen hippen Händlerbetrieb mit Restaurant, Loungecharakter und Kochkursen, sondern eine separate Außenstelle für Klassiker. "Die Marke Mercedes genießt in Japan große Wertschätzung", so Patrick Gottwik, verantwortlich für den Klassikverkauf All Time Stars, "diese spiegelt sich auch auf dem Markt für Young- und Oldtimer wieder. Deshalb ist Japan für uns hochinteressant." Wer das japanische Klassikcenter betritt, dem fallen Modelle wie ein perfekt gepflegter Mercedes 300 SE der Baureihe W 126 ins Auge. Lack und Innenraum in Flockvelours sind in dezenten Dunkelblau gehalten. Ein paar Meter weiter stehen ein seltener Mercedes 600 SEL AMG, ein silberner Mercedes E 320 T und ein silbernes W111er Coupé. "Wir erkennen in Japan eine steigende Nachfrage nach hochwertigen Klassikern. Die japanischen Kunden sind sehr anspruchsvoll und suchen absolut gute Fahrzeuge", erklärt Patrik Gottwick. Scheint, als würden die Japaner mehr und mehr Geschmack an Klassikern finden -nicht nur, aber auch aus Europa.
Fotos: Toyota
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- Veröffentlicht: 13. November 2017