Dass sich der Brabus 800 auch bei höheren Tempi bis hin zum Vollgastempo lässig, ja geradezu schon entspannt, bewegen lässt, liegt an dem exzellenten Gesamtpaket, dass das Fahrwerk nebst variabler Luftfederung und mächtigen 21-Zöllern in seinen verschiedenen Fahrmodi offenbart. Dabei bleibt man im Innern der Nobel-S-Klasse aus Bottroper Kleinserie so einzigartig entschleunigt, wie man es von einem gewöhnlichen Topmodell aus Sindelfinger Serienproduktion kennt. Doppelglas, ebenso weiches wie griffiges Kuschelleder funktionieren eben auch mit exzellentem Seitenhalt. Dass die Bedienung der S-Klasse mit der breiten Mittelkonsole trotz der beiden 12,3-Zoll-Großdisplays etwas in die Jahre gekommen ist, dürfte kaum einen der Interessenten stören, sorgen die umfangreichen Lederbespannungen nebst Karbon- oder Edelholeinlagen doch für genügend optische Verzückung. Und wer wenig verständlich nicht selbst in neue Sportlenkrad greifen will, nimmt hinten rechts Platz und arbeitet in perfekt klimatisierten Massagesesseln seinen nächsten Termin durch, während der Chauffeur seine Fahrfreude kaum aus dem Gesicht zaubern kann.
Bei 300 km/h ist Schluss - erst einmal
Schließlich gibt es zusammen mit der üppigen Vitaminspritze einen Sportdress, der sich ähnlich wenig zurückhält wie die Kraftentfaltung an sich. Die gewaltige Frontschürze sorgt auch ohne den Griff zum Blinkerhebel für eine freie linke Spur auf der Autobahn, denn der Vorausfahrende ahnt beim Blick in den Rückspiegel, dass es dieser automobile Darth Vader nur so lange gut mit einem meint, so lange man sich ihm nicht in den Weg stellt. So schnell die Vorausfahrenden auch sein mögen, beim kraftvollen Nachdruck auf das Gaspedal scheinen sie geradezu stehen zu bleiben. Sportlich motorisierte Golf GTI, ambitionierte 5er Diesel BMW und selbst der Audi TT junger Bauart - sie alle schienen gerade noch zu fahren. Nach dem Wechsel auf die mittlere Spur der Autobahn parken sie für Sekunden, um den zwei Tonnen schweren Koloss in imposanten schwarzen Dress an sich vorbeiziehen zu lassen.
So unspektakulär und im Vergleich zum auffälligen Auftreten mit 21-Zöllern, Spoilern, Schwellern und Schürzen dezent sich der Brabus 800 im normalen Fahrbetrieb auch bewegt, so wenig Zurückhaltung gibt es auf der Autobahn. Die 0 auf Tempo 100 in gerade einmal 3,1 Sekunden haben einen vergleichsweise geringen Alltagsbezug. Die 300 km/h Maximalgeschwindigkeit sind aktuell nur eine Zwischenstation, denn die Brabus-Ingenieure arbeiten bereits an einer Hochgeschwindigkeitsversion, die die 300er-Marke deutlich durchbrechen wird. Wie normal sich die potente S-Klasse im Alltag fährt, zeigt sich auch beim Normverbrauch, der bei gerade einmal 8,9 Litern SuperPlus (203 g CO2 / km) liegt. Wer die Zügel locker und der S-Klasse freien Lauf lässt, sollte sich an den ein oder anderen Mehrliter jedoch gewöhnen. Doch bei einem Preis von mindestens 332.600 Euro für den Brabus 800 fällt der Verbrauch auf keinem Teil der Erde beim finanzstarken Klientel ins Gewicht und überrascht in der Praxis ohne Vollgaspassagen eher durch seine Zurückhaltung, denn mit rund zwölf Litern lässt sich der schwarze Koloss allemal bewegen, wann man nicht allzu viel in der überfüllten Innenstadt unterwegs ist. Und wem die 800 PS und 1.000 Nm im Lederdress aus irgendeinem Grund nicht reichen sollten, der kann noch eine Klasse darüber zuschlagen. Brabus lässt den Maybach S 650 L zum 900 PS und 1.500 Nm starken Brabus 900 erstarken - für knapp 520.000 Euro.
Fotos: Brabus / press-inform
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- Veröffentlicht: 03. Juli 2018