Die Ursprünge des Spektakels reichen zurück bis vor den Zweiten Weltkrieg. Bereits 1937 fand auf dem zugefrorenen Zeller See das erste Motorrad-Skijöring statt. Die Wiederauflage 1952 trug schon den Beinahmen Dr. Porsche. Schließlich hatte sich die Ingenieursfamilie während des Kriegs in Zell am See niedergelassen. Noch heute befindet sich das Hauptquartier der von F. A. Porsche ins Leben gerufene Tochterfirma "Porsche Design" in Zell am See. Schon 195 durften Automobile auf dem Eis tanzen. Mit den Jahren entwickelt sich das winterliche Kräftemessen in den österreichischen Alpen zu einem Mekka des Eisrennsports. Tausende Zuschauer pilgerten nach Zell am See, um den wagemutigen Piloten zuzujubeln. Die Geschwindigkeiten steigerten sich mit den PS-Zahlen der Autos: 1973 dominiert der schwedische Eisspezialist Borje Sjöbom mit einer aberwitzigen Durchschnittsgeschwindigkeit von 114,28 km/h das Rennen. Doch die eisige Himmelstürmerei auf dem See nahm 1974 ein jähes Ende, als ein Gemeindemitarbeiter bei Räumarbeiten mit seinem Unimog im Eis einbrach und nicht mehr gerettet werden konnte.
Rennwagen, Puch und Lancer Evo
Es dauerte fast ein halbes Jahrhundert, ehe die potenten Verbrennungsmotoren in Zell am See wieder aufheulen durften. Die Neuauflage des Eis-Spektakel auf einem Flugplatz vor der pittoresken Bergkulisse unweit de Großglocknerpasses ließ Autofans mit der Zunge schnalzen: Rallye-Fahrer Jochi Kleint fegte mit dem Doppelmotor-600 PS-Monster Golf II Pikes Peak durch den Schnee. Ein Highlight der besonderen Art stellte der DTM-Renner Audi RS 5 DTM dar. Um die unbändige Power des hochgezüchteten Boliden auf das Eis zu bringen, trieben die Mechaniker sechs Millimeter lange Nägel durch die Laufflächen der Pneus. Größere Spikes waren nicht möglich, sonst hätten die Walzen nicht in die Radkästen gepasst: Resultat: Profi-Pilot Rene Rast konnte den Audi RS 5 DTM nur mit Mühe gerade gehalten und schaute unter dem Gejohle der Zuschauer meistens durch die Seitenscheibe auf die Strecke.
Neben den Zeitläufen der Werksfahrer waren auch rund 130 Amateure, die in verschiedenen Klassen antraten, das Salz in der Suppe bei dem Vollgas-Event. Autos wie ein Lancia Delta Integrale, ein Puch 650 TR, ein Mitsubishi Lancer Evo 4 RS oder ein Trabant 601 wurden mindestens genauso bejubelt, wie die aktuellen Rennsportler. Eine ganz besondere Historie hat der eingangs erwähnte Fetzenflieger. Mit ihm fuhr Otto Mathé, der nach einem Unfall nur noch einen Arm einsetzen konnte, in den 1950er Jahren den Konkurrenten auf dem Eis um die Ohren. Dass diese Spinne auf vier Rädern mit einem Leergewicht von 395 Kilogramm und 130 PS wie gemacht für das Feuern auf dem Eis ist, davon konnten sich die Fans beim Ice GP Race mehr als 60 Jahre nach dem Debüt des eigenartigen Rennwagens überzeugen.
Fotos: press-inform / Porsche
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 21. Januar 2019