Davon kann man bei BMW nur träumen - was auch daran liegt, dass die Münchner der Rennstrecke an der Sarthe nur sporadisch einen Besuch abstatteten. Im letzten Jahr war es nach langer Pause wieder so weit: Mit dem neuen BMW M8 sollten in einem Testeinsatz die Weichen für einen Le-Mans-Klassensieg 2019 gestellt werden. Doch es kam anders: Die Bayern fuhren hinterher. Und auch in der WEC-Rennserie, quasi die Verlängerung von Le Mans auf anderen Rennstrecken, schnitt der M8 bescheiden ab. Bis zum Finale der WEC-Saison, das die 24 Stunden von Le Mans bilden, gewann BMW kein einziges Mal. Der Vorstand zog deshalb den Stecker: Nach dem Rennen in Frankreich packt BMW wieder ein, zumindest in Europa. Dass den Münchnern noch ein Coup zum Abschied gelingt, ist eher unwahrscheinlich. Für das Rennen in Le Mans erhielten sie eine schlechtere BOP-Einstufung, also mehr Ausgleichsgewicht ins Auto gepackt - ein zynischer Abschiedsgruß der Veranstalter, die BMW gern länger gesehen hätten. Ähnlich erging es auch Ford, die nach dem Rennen ebenfalls werkseitig aussteigen.
Toyota ohne Konkurrenz in der LMP1
Und Porsche? Ein Ausstieg ist undenkbar. "In Le Mans werden nächstes Jahr immer noch vier Hersteller um den Sieg in der GTE-PRO-Klasse kämpfen. Dadurch wird der GT-Sport für Porsche weiter sehr attraktiv bleiben", stellt Zurlinden klar. Tatsächlich haben schon in diesem Jahr Aston Martin, Corvette und Ferrari reale Chancen, Vorjahressieger Porsche vom Thron zu stoßen. Schon bei den Vortests vor zwei Wochen lagen die Marken eng zusammen, bei der Qualifikation zum Rennen ebenfalls. "Aktuell ist die GTE-PRO-Klasse definitiv die attraktivste Klasse für die Hersteller in Le Mans und die Klasse, in der es am engsten zugeht", verweist Porsche-Mann Zurlinden: "In der GTE-PRO kann man bei einem 24-Stunden-Rennen von einem fortwährenden Sprintrennen sprechen. Eine Klasse, in der alle Autos eng beieinander sind und in der die Anzahl an Herstellern sehr groß ist, kann Le Mans nur attraktiv machen." Und er fügt an: "Das gilt generell für jede Klasse, in der Werkssport auf hohem Niveau betrieben wird."
Zurlindens Seitenhieb trifft die schnellen Klassen der Sportprototypen, LMP1 und LMP2. Ins große Feld der LMP2 verirrt sich ohnehin kein Automobilhersteller. Und bei den auf den Gesamtsieg gepolten LMP1 ist nur noch Vorjahressieger Toyota werkseitig dabei. Die Japaner haben viel zu verlieren. Stolpern sie über eines der kleinen Privatteams, wäre die Schmach unerträglich. Gewinnen sie, haben sie als Werksmannschaft nicht mehr als die Pflicht erfüllt. Doch ein kleiner Trost bleibt ihnen trotzdem: Mit zwei Siegen wären sie erfolgreichster japanischer Hersteller in Le Mans. Wer die fernöstliche Motivation kennt, weiß, dass dies Ansporn genug ist.
Fotos: press-inform / BMW / Porsche
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- Veröffentlicht: 13. Juni 2019