So elegant sich das Kombinations-Coupé auch präsentiert, so wenig dynamisch lässt es sich bewegen. Konnten seine großen Brüder vom Typ 500 K und 540 K Dank ihrer Kompressortechnik aus dem vollen schöpfen, gibt sich der 3,2 Liter große Reihensechszylinder mit überschaubaren 57 kW / 78 PS zufrieden. Das reicht für Autobahngeschwindigkeit Tempo 130 und einen kraftvollen Durchzug aus mittleren Drehzahlen, denn rund 220 Nm maximales Drehmoment bei gerade einmal 1.700 U/min machen ihn zu einem Gleiter alter Schule. Das unterstreicht auch das synchronisierte Viergang-Getriebe, der lange Radstand und das Fahrwerk, dass sich der offene Zweisitzer vom Vorgänger der Baureihe W 18 entliehen hatte. Dessen 290er war ebenfalls mit Blatt- und Schraubenfedern vorn sowie einer Pendelachse hinten unterwegs. Unterwegs auf den seicht gewundenen Straßen südlich von Monterey zeigt sich der Mercedes 320 n im seichten Fahrtwind mit Blick auf den Pazifik von seiner besten Seite. Die Zuschauer links und rechts sind beeindruckt vom klassischen Design, während der Fahrer gerne ein paar mehr galoppierende Pferde unter seiner langen Motorhaube hätte. Doch gleiten kann eines der wenigen verbliebenen Modelle wie kaum ein anderer aus seiner Zeit.
Der Mercedes 320 hatte in den späten 1930er Jahren eine Reihe von Konkurrenten aus Italien, den USA und Frankreich. Speziell Peugeot hatte hier bereits 1933 vorgelegt, als man auf dem Pariser Automobilsalon den 402 als offene Eclipse-Version präsentierte. Muss man dem Mercedes 320 n Kombinations-Coupé für den Umbau zum Cabriolet mit zwei Personen selbst Hand anlegen, geschah dies beim Franzosen deutlich einfacher. Das Hardtop musste nicht beiseitegestellt werden, sondern verschwand im zugegeben etwas klobigen Hinterteil des Peugeot 402 Eclipse - auf Wunsch sogar elektrisch. Das versenkbare Hardtop war geboren, das Mercedes und Peugeot mit den Modellen SLK und 206 cc Mitte der 1990er Jahre wiederaufleben ließen. Trotz einfacher Hardtop-Technik war der offen wie geschlossen schnittige Mercedes ein teures Vergnügen. Mit rund 12.000 Reichsmark war der 320 n deutlich teurer als Limousine oder Cabriolet mit kurzem Radstand. Das ist bis heute so geblieben. Einen echten Markt für das Mercedes 320 n Kombinations-Coupé gibt es nicht. Jeder ist exklusiver denn je.
Fotos: press-inform / Tom König
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- Veröffentlicht: 11. September 2019