Das kann zum einen zum Kaschieren der Schaltlöcher bei Wechseln der neun Automatik-Fahrstufen oder beim Lossprinten im Fahrmodus "Sport+" sein. Gerade im dynamischsten Fahrprogramm klappt das Zusammenspiel zwischen traditioneller und neuer Antriebstechnik hervorragend: Die AMG-Wuchtbrumme stürmt los, wie von der Tarantel gestochen, beschleunigt in einem Strich durch, erreicht nach sportwagenmäßigen 4,2 Sekunden die 100 km/h Marke, ist bis zu 280 km/h schnell und gönnt sich dank Zylinderabschaltung 11,9 l pro 100 km. Isaac Newton hätte dieses Spektakel sicher mit offenen Mund verfolgt und sich vermutlich dabei die Ohren zugehalten. Denn im Sport+-Fahrprogramm klingt das Verbrennungsgetöse ziemlich krawallig, aber das lässt sich per Knopfdruck in ein gemäßigtes Fauchen verwandeln.
Im Innenraum herrscht bequemer Luxus
Generell lässt sich der schnellste Vertreter der aktuellen GLS Modellpalette fast nach Gusto konfigurieren. Ob komfortable Dämpfer in Kombination mit einem auf Sport getrimmten Antriebsstrang, oder einen reinen Dynamik-Athleten mit Sport + - alles ist machbar. Die Spreizung der Fahrprogramme ist gelungen: Zwischen "Komfort" und "Sport+" ist ein deutlicher Unterschied spürbar. Das Ganze geschieht aber mit Augenmaß: Weder mutiert der SUV dank 48 Volt-Wankstabilisierung zur hin- und her wiegenden Sänfte, noch im Dynamikmodus zum prügelharten Geschoss. Das tut der Agilität keinen Abbruch: Der AMG GLS 63 lässt sich erstaunlich flink um die Ecken zirkeln, nur bei engen Kurven muss der traktionsfördernde Allradantrieb der Kombination aus Gewicht, Radius und Geschwindigkeit Tribut zollen und der schnelle Kreuzer schiebt leicht nach außen.
Lediglich die Lenkung strafft sich bei den sportlichen Fahrmodi, gibt aber genug Rückmeldung und hilft den Mercedes-AMG GLS präzise zu dirigieren. Bei der Abstimmung veränderten die Techniker die Abstimmung der Luftfederung, genauso, wie die der Motorlager und spendierten dem Ganzen eine direktere Anbindung an die Achsen durch härtere Gummilager. Im Vorderwagen gibt es eine weitere Änderung, die den AMG vom herkömmlichen GLS unterscheidet: Statt eines Fahrschemel mit Gummilager ist beim Affalterbacher ein Integralträger, der fix mit der Karosserie verbunden ist, verbaut. "Das ist direkter, sportiver", fasst Urs Raetzke zusammen. Durch den Radstand von 3,13 Metern sind die Bewegungen der Karosserie eher harmonisch als hektisch - Länge läuft eben. Zumal das dynamische Dickschiff auf 23 Zoll Walzen mit schwarzen Monoblock-Felgen unterwegs ist.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 28. Februar 2020