Der Maserati MC20 soll bequemer Gran Turismo Langstreckengleiter und Supersportwagen in einem sein. Der Komfort geht schon beim Einsteigen los. Von minimalistischer Rennsportenge ist keine Spur. Ohne Turnerverrenkung gleitet man in die bequemen Sitzschalen und findet schnell eine gute Sitzposition. Das Cockpit erschlägt den Fahrer nicht mit einem Infotainment-Tsunami, ein zentraler 10,25 Bildschirm und ein gleichgroßer Monitor für die virtuellen Instrumente müssen reichen - und das tun sie auch. Dass Informationskinos nicht zu den Stärken der italienischen Autobauer gehört, zeigt sich auch beim Maserati MC20 sehr schnell.
Zwei Dämpferabstimmungen
Per Knopfdruck erwacht der Sechszylinder zum Leben. Anstelle eines Manettinos am Lenkrad wählt man den Fahrmodus mit einem großen zentralen Drehknopf auf der Mittelkonsole aus. Zur Auswahl stehen: GT, Sport, Corsa und Wet. Im Gran Turismo Reisemodus gibt der Sportwagen tatsächlich den Komfort-Gentleman und steckt Querfugen und andere Unebenheiten souverän weg. Eine Konsequenz der verwindungssteifen Karosserie. Dementsprechend zurückhaltend agiert auch das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe und vollzieht die Fahrstufenwechsel möglichst unmerklich. "Bei jedem Fahrprogramm haben wir zwei Dämpferabstimmungen: eine komfortable und eine sportlichere", erklärt Techniker Frederico Landini. Aktiviert werden die beiden Alternativen per Knopfdruck in der Mitte des Drehknopfs und bewirken bei jedem der vier Fahrprogramme einen deutlich spürbaren Unterschied. Richtig zur Sache geht es bei Sport und vor allem Corsa. Dann legt der italienische Signore seine höfliche Zurückhaltung ab und der Antriebsstrang wartet wie ein Athlet, der in den Startblöcken kauert, nur auf ein Signal des Drive by Wire digitalen Gaspedals, um alles aus sich herauszuholen. Dabei untermalt der Sechszylinder den ungestümen Vorwärtsdrang mit einem satten wohltönenden Bariton und verzichtet auf ein krawalliges Herausposaunen seiner Potenz.
Das Triebwerk lässt Taten sprechen und reagiert in den Dynamikmodi unmittelbar an. Dann sprintet der 1.470 Kilogramm schwere Maserati in weniger als 2,9 Sekunden auf 100 km/h und ist bis zu 325 km/h schnell. Bei solchen Geschwindigkeiten hilft auch eine ausgefeilte Aerodynamik, die ohne auffällige Beplankung auskommt und den MC20 bei Tempo 300 mit 180 Kilogramm auf den Asphalt presst. Die automatisierten Gangwechsel sind bei dem gefahrenen Prototypen bisweilen noch etwas ruppig. "Da sind wir gerade bei der Abstimmung", erklärt Frederico Landini. Also besser sein Glück mit den beiden riesigen Schaltwippen selbst in die Hand nehmen. Die elektrische Servolenkung macht dagegen schon einen sehr guten Eindruck und lässt den Fahrer an dem Geschehen rings um die Vorderräder teilhaben. Aufgrund der halbvirtuellen Lenkachse vorne und hinten, die in ähnlicher Konfiguration schon bei der Alfa Romeo Giulia zum Einsatz kommt, ist das Volant auch weitgehend von Antriebseinflüssen befreit und der Vorderwagen lenkt in auch in engen Kurven mit einer beeindruckenden Leichtigkeit ein.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 01. Dezember 2020