Zu dem Schnäppchenpreis gibt es ein gutes Platzangebot, gefälliges Design und einen modernen Antrieb. Der ein Liter große Dreizylinder-Turbo klingt kernig und fährt sich auch so. 74 kW / 101 PS und ein maximales Drehmoment von 170 Nm ab 2.000 U/min sind in dieser Liga allemal ausreichend. Auch weil der Dacia Sandero Stepway TCe 100 Eco-G kaum mehr als 1,2 Tonnen Leergewicht auf die Waage bringt. Aus dem Stand in 11,6 Sekunden auf Tempo 100 geht ebenso in Ordnung wie eine Höchstgeschwindigkeit von knapp über 180 km/h. Dabei liegt der Normverbrauch bei 4,6 Liter Super auf 100 Kilometer, wenn man Super tankt. Mit Flüssiggas verbrennt der Franzose 6,5 Liter auf der gleichen Strecke. Daher kaum ein Grund, einen noch sparsameren Dieselmotor zu vermissen, den die Franzosen nicht allzu schweren Herzens aus dem Programm geworfen haben. Eco-G - was sich liest wie der Name eines französischen Rappers aus einem Außenbezirk von Paris, ist die Bifuel-Variante, deren 100-PS-Version nicht nur über den 50-Liter-Benzintank verfügt, sondern in der Reserveradmulde über einen zusätzlichen 32-Liter-Flüssiggastank in der Reserveradmulde. Das soll Reichweiten von 1.300 Kilometer ermöglichen, die einen Diesel tatsächlich nahezu obsolet machen. Der Dreizylinder ist akustisch in jedem Tempo überaus präsent und wird auf der Autobahn ab 130 km/h gerade im sechsten Gang sehr träge. Nur mühsam drückt sich die Tachonadel über die 150er-Marke bis an die Höchstgeschwindigkeit von 183 km/h.
Viel Auto für wenig Geld
Ebenso wie das Design und die Ausstattung ist auch das Fahrverhalten des Dacia Sandero über die Jahre und speziell mit der neuen Clio-Plattform erwachsen geworden. Die Abstimmung ist gerade beim Stepway allemal straff und die um vier Zentimeter erhöhte Bodenfreiheit macht sich durchaus bemerkbar, wenn es flotter durch Kurven geht. Die Hinterachse in Koppellenkerkonstruktion wirkt bei spürbaren Bodenunebenheiten stössig und etwas unkomfortabel. Die Lenkung ist präzise, aber zu gerade bei höheren Tempi zu leichtgängig und könnte mehr Rückmeldung von der Fahrbahn geben. Wirklich stören wird das jedoch kaum einen Kunden. Das sieht beim Geräuschniveau im Innern durchaus anders aus, denn der Franzose wird gerade bei höheren Geschwindigkeiten recht laut, was nicht nur am deutlich zu vernehmenden Dreizylindermotor liegt. Die Geräuschdämmung des Dacia Sandero könnte ebenso besser sein wie die Windgeräusche von Seitenscheiben und Außenspiegeln
Deutlich gewonnen hat der Innenraum des Sandero. Instrumente, Schalter und Bedienelemente sehen nicht nur besser aus, sondern fühlen sich ebenso wie viele Verkleidungen und Applikationen an. An ein Billigmodell vergangener Zeiten erinnert wenig und wieder einmal kommt einem in den Sinn, dass der Dacia Sandero nicht nur der externen Konkurrenz wehtut, sondern gerade in den höheren Ausstattungspaketen mit Textileinsätzen am Armaturenbrett auch am Renault Clio knabbert. Das Lenkrad - auf Wunsch mit Lederummantelung - liegt gut in der Hand, an den unsichtbaren Bediensatelliten für das Soundsystem über dem rechten Knie hat man sich beinahe schon gewöhnt und das Acht-Zoll-Navigationsdisplay mit benachbarten Handyhalterung ist nicht schön, aber praktisch. Leider steht das Mobiltelefon in der Klemmhalterung im direkten Sichtfeld des Fahrers. Zudem sitzt es sich im Dacia Sandero Stepway besser als bisher. Was fehlt ist eine Sitzheizung, die zum Markstart weder vorne noch hinten gegen Aufpreis angeboten wird. Das Platzangebot ist ordentlich und auch der Laderaum hat mit 328 Litern ein solides Volumen, das sich durch Umlegen der Rücksitze auf 1.108 Liter erweitern lässt. Praktischer als bisher: die um zwei Zentimeter abgesenkte Ladekante und der separate Öffner am Heckdeckel. Auf Wunsch bringt ein elektrisches Schiebedach mehr Luft und Licht in den Innenraum. Was will man für einen Preis von unter 15.000 Euro mehr?
Fotos: Dacia
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- Veröffentlicht: 09. Dezember 2020