Der Achtzylinder selbst ist ein ein alter Bekannter aus dem Konzernregal. Er ist kraftvoll, arbeitet im Maybach GLS dezent zurückhaltend und beschleunigt nicht zuletzt Dank seines verbauten Startergenerators (zusätzliche 16 kW / 22 PS / 250 Nm) mit 48-Volt-Bordnetz jederzeit spielerisch. Aus dem Stand geht es in knapp unter fünf Sekunden auf Tempo 100 und bei 250 km/h wird abgeriegelt. Dabei merkt man dem 2,8-Tonnen-Koloss jedoch bei ambitionierter Gangart an, dass der doppelt aufgeladene Achtzylinder nur über einen Brennraum von vier Litern verfügt. Verglichen mit dem gigantischen Cullinan und dem etwas sportlicheren Bentayga ist die Minderzahl von Brennkammern und Hubraum deutlich zu spüren. So sahnig, so bullig und so souverän ist der Maybach GLS dann eben nicht und das Leergewicht ist mit nahezu 2,8 Tonnen eben gewaltiger denn je. Das spürt man auch hinter dem Steuer nicht nur im flotten Galopp, sondern speziell auf der kurvenreichen Landstraße - trotz Allradantrieb und einer dezent im Hintergrund werkelnden Neungang-Automatik.
Gewaltiger Luxus im Fond
Beeindruckend ist jedoch das Fahrwerk, das mit allem ausgestattet ist, was die Sternenkrieger derzeit im Angebot haben. Luftfederung, Wankausgleich und eine entsprechend verstellbare Dämpfung sorgen für besten Reisekomfort. Für Kunden, die nicht vorne links sitzen, sondern sich hinten rechts chauffieren lassen, gibt es unter den Fahrprogrammen einen speziellen Maybach-Modus, der noch mehr Sänftengefühl in den Fond bringt. Die Wank- und Nickbewegungen sind dann deutlich stärker spürbar, jedoch bügelt die Luftfeder über nahezu alles weg, was sich so auf der Fahrbahn und den bis zu 23 Zoll großen Rädern befindet. Die so genannten Curve-Funktion mit einem Gegendruck zu den in Kurven auftretenden Fliehkräften bleibt Geschmacksache und lässt sich glücklicherweise ein- oder ausschalten.
Wenn etwas im mindestens 156.078 Euro teuren Maybach GLS 600 eine echte Schau ist, dann sind es die elektrisch ausfahrbaren Trittbretter, den diese sind protzig, imposant und gefühlt so gigantisch wie ein Surfbrett. Problemlos können so alle vier Gäste über die Kletterstiege in den komplett belederten Innenraum schlüpfen, der speziell im Volant jedoch im Vergleich zur neuen Mercedes S-Klasse mit ihrem zentralen Großbildschirm abfällt. Der GLS ist eben doch nur ein verlängerten Mercedes GLE und der Maybach ist dessen schicker Luxusableger. Komplett überspielen können das auch das Maybach-Signets innen und außen nicht. Während die erste Reihe nahezu identisch mit dem Mercedes GLS ist, wurde der Fond mit der optionalen Einzelsitzanlage (4.350 Euro Aufpreis) komplett neu erschaffen. Die beiden elektrisch verstellbaren und klimatisierten Lümmelsessel setzen in Sachen Reisekomfort wahre Maßstäbe. Klapptisch und Touchdisplays kosten zusammen weitere 4.500 Euro. Die bis zu 1,10 Meter Beinfreiheit ist durch die leicht nach hinten versetzen Lederstühle und den Radstand von 3,14 Metern groß, aber nicht derart opulent, als wenn es eine Version mit verlängertem Radstand geben würde. Wie auch Rolls-Royce Cullinan oder Bentley Bentayga und im Unterschied zum Range Rover ist der GLS Maybach nur in einer Karosserielänge zu bekommen. Wird der Beifahrersitz nach vorne in die Chauffeurposition gefahren, vergrößert sich der Fußraum rechts auf bis zu 1,34 m Länge und die Wadenstütze hilft einem beim schnellen Sprung in den Schlaf.
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- Veröffentlicht: 12. Dezember 2020