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Gute Laune aus Fernost

MG Marvel R Electric AWD (Foto: MG)

MG war lange tot und ist jetzt unter chinesischer Flagge wieder unter Spannung. Doch statt britischer Spaßroadster mit mäßiger Verarbeitung gibt es nunmehr moderne Elektro-SUV aus dem größten Autoland der Welt. Beste Beispiel: der MG Marvel R Electric AWD.

Ein Mittelklasse-SUV mit gefälligem Design, Elektroantrieb und rund 400 Kilometern Reichweite - wer hat den aktuell eigentlich nicht im Portfolio? Volkswagen, Audi, BMW, Lexus, Mercedes - ganz zu schweigen von den zahlreichen chinesischen Herstellern, die es mittlerweile auch nach Europa zieht. Zu denen gehört auch MG mit seinem noch jungen Marvel R Electric, der ab sofort auch mit Allradantrieb zu bekommen ist. Für den normalen Vortrieb im Alltag reicht die Basisvariante mit Hinterradantrieb und ihren 132 kW / 180 PS zu einem Preis von 42.900 Euro fraglos aus - doch in dieser Liga geht nichts ohne einen optionalen Allradantrieb und der bietet dem MG Marvel R Electric AWD gleich noch einen Leistungsnachschlag auf 212 kW / 288 PS. Das Ganze drückt den Basispreis auf 50.990 Euro, ist aber immer noch ein überaus faires Angebot, denn so mancher Wettbewerber bietet ähnliche Leistungsdaten mit entsprechender Ausstattung zu Preisen von über 60.000 Euro. Das erkauft man sich dafür, dass man mit einem zwar sehenswerten Crossover im Alltag unterwegs ist, der jedoch aktuell weder Image noch Namen bei den europäischen Kunden hat. MG verbinden die meisten mit einer britischen Traditionsmarke mit fragwürdiger Fertigungsqualität und nicht mit dem chinesischen Autogiganten SAIC, der Shanghai Automotive Industry Corporation.

Geringeres Leergewicht

Das könnte sich jedoch schon bald ändern, denn das Gesamtpaket des 4,67 Meter langen MG Marvel R Electric stimmt und der Chinese glänzt nicht nur mit einem sehenswerten Design, geringem Geräuschniveau und einer ansprechenden Verarbeitungsqualität, sondern auch soliden Leistungsdaten. Im Alltagsbetrieb bietet der Marvel R Electric AWD kaum mehr Schub als die deutlich schwächere Version mit 132 kW / 180 PS / 410 Nm. Erst wer in den sportlichsten Fahrmodus wechselt, kann beim Topmodell aus dem Vollen schöpfen, denn dann stehen 212 kW / 288 PS und ein imposantes Drehmoment von 665 Nm zur Verfügung. Aus dem Stand geht es auf Wunsch in imposanten 4,9 Sekunden auf Tempo 100. Der größte Vorteil ist jedoch nicht die dynamische Mehrleistung, denn weder in der Innenstadt, noch auf Landstraße oder der Autobahn dürfte der Fahrer den Sport-Plus-Modus dauerhaft anwählen. Wichtiger ist der Allradantrieb, der einem nicht nur im Winter, sondern auch bei rutschiger Fahrbahn oder kraftvollem Beschleunigen eine maximale Traktion sichert. Angenehm, aber ebenfalls nicht nur dem 288 PS starken Topmodell vorbehalten: die Höchstgeschwindigkeit des MG Marvel R Electric wird nicht wie bei so manchem Wettbewerber bei 160, 180 oder 190 km/h abgeriegelt, denn der Chinese rennt zumindest 200 km/h Spitze.


Das Fahrwerk ist durchaus komfortabel, aber nicht zu lasch ausgelegt. Gerade die Vorderachse federt bisweilen recht stramm an und auch an die leichtgängige Servounterstützung der Lenkung dürften sich die meisten Kunden schnell gewöhnen. Etwas mehr Rückmeldung von der Fahrbahn werden wohl nur Fahrdynamiker monieren, die jedoch kaum den Marvel R im Grenzbetreich bewegen werden. Die potenziellen Kunden werden ebenfalls kaum merken, dass der Elektrocrossover trotz knapp 290 PS, Allradantrieb und Komfortausstattung kaum mehr als 1,9 Tonnen auf die Waage bringt. Ein generelles Leichtgewicht ist er damit nicht, jedoch deutlich dünner als viele Elektrowettbewerber die ähnlich stark zumeist über 2,1 Tonnen oder mehr wiegen.

Schwache Ladeleistung

Beim Akkupaket lässt SAIC seinen MG-Kunden keine Wahl - leider. Obligatorisch ist der Marvel R Electric mit einem 70-kWh-Akkupaket bestehend aus 96 Einzelzellen unter den Sitzen unterwegs. Während der Hecktriebler 400 Kilometer bis zum nächsten Ladevorgang schafft, sind es beim Allrad-Topmodell nur 370 Kilometer und das ist in der Tat zu wenig. Auch deshalb, weil die maximale Ladeleistung des SUV aktuell bei gerade einmal 92 kW liegt. VW ID.4 oder Skoda Enyaq sind mit 125 / 135 kW hier ohnehin schon nicht die schnellsten und die Koreaner ziehen mit ihrer 800-Volt-Technik bei Modellen die Hyundai Ioniq 5 oder Kia EV6 weg. Somit wird der Wunsch nach einem größeren Akkupaket für den MG in jedem Fall lauter, denn Reichweiten von unter 400 Kilometer bedeuten in der kühlen Winterrealität deutlich unter 300 Kilometer. Das reicht kaum, um gegen die stärker werdende Konkurrenz zu bestehen. Der Normverbrauch: 19,4 - 20,7 kWh / 100 Kilometer.

MG Marvel R Electric AWD (Foto: MG)
MG Marvel R Electric AWD (Foto: MG)
MG Marvel R Electric AWD (Foto: MG)
(Foto: MG)
(Foto: MG)
(Foto: MG)

Ebenso schick wie außen ist der MG Marvel übrigens auch im Innern. Die Instrumente könnten etwas größer sein und ein Head-Up-Display sollte in dieser Klasse zumindest als Option angeboten werden. Mehr als die etwas blassen Instrumente zieht das 19,4 Zoll große Hochkantdisplay in der Mittelkonsole die Blicke der Insassen auf sich. Hierüber werden alle wichtigen Funktionen zu Fahrprogramm, Navigation, Unterhaltung oder Klimatisierung bedient. Das Platzangebot passt vorne wie hinten, wenngleich der Verstellbereich der elektrischen Sitze größer sein könnte. Wenig imposant ist der Kofferraum, denn hinter der elektrischen Heckklappe stehen für Reisen 357 Liter Volumen zur Verfügung, die sich durch Umlegen der Rückbank auf bis zu 1.396 Liter vergrößern lassen. Beim Allradler entfällt der vordere Laderaum, der sonst so praktische Trunk.

Autor: Stefan Grundhoff, München  Stand: 23.11.2021
Fotos: MG  

 

(Foto: MG)
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