Der Maserati GranTurismo ist seit zehn Jahren auf dem Markt und gehört nach heutigen Maßstäben zum alten Eisen. Der Dreizack-GT punktet nach der Modellpflege mit klassischen Linien, einem traditionellen V8-Saugmotor und einen Schuss moderner Technik. Reicht das, um bei der Konkurrenz mithalten zu können?
Prinzip-Anachronismus
Der Maserati GranTurismo ist seit zehn Jahren auf dem Markt und gehört nach heutigen Maßstäben zum alten Eisen. Der Dreizack-GT punktet nach der Modellpflege mit klassischen Linien, einem traditionellen V8-Saugmotor und einen Schuss moderner Technik. Reicht das, um bei der Konkurrenz mithalten zu können?
Ein Auto, das zehn Jahre auf dem Markt ist? Heutzutage undenkbar, wo doch immer kürzere Entwicklungszyklen in der Automobil-Industrie en vogue sind. Aber wir reden hier vom Maserati GT und in der Emilia-Romagna, wo der italienische Autobauer beheimatet ist, gehen die Uhren einfach anders. Vor allem, wenn es um Automobile geht. Nachdem Maserati mit dem SUV Levante dem Massen-Geschmack Genüge getan hat, heißt es jetzt: zurück zu den Wurzeln. "Das ist ein klassischer GT", sagen die Italiener und gucken dabei so selbstsicher, dass sich zunächst wenig Widerspruch regt. Doch genau betrachtet ist das ein Euphemismus, eine Verharmlosung der Tatsachen. Denn der Maserati GranTurismo wurde 2007 vorgestellt, ist konzeptionell mindestens 14 Jahre alt. Wenn man beim Maserati genau hinschaut, fällt das auch auf. Der 4,92 Meter lange GranTurismo wiegt 1.873 Kilogramm. Intelligenter Leichtbau? Materiamix? Neumodisches Geplänkel, es reicht doch, dass viel Sichtkarbon im Innenraum vorhanden ist, sagt der Maserati-Fan, gönnt sich noch einen Espresso doppio und blickt voller Zuneigung auf die lange Motorhaube des GT. Das Design ist leicht aufgefrischt, mit den schmalen LED-Bi-Xenon-Schlitzen moderner, der aktuellen Maserati-Formensprache angepasst, ohne die klassischen Linien zu negieren.
Archaischer Sauger
Assistenzsysteme? Toter Winkel? Adaptiver Tempomat? Schnickschnack. Braucht kein Mensch, erwidert der Maserati-Aficionado und rollt etwas irritiert mit den Augen, als wenn er sagen wollte: "Was willst Du deutscher Pedant überhaupt?". Der GT hat jetzt eine Rückfahrkamera (die wirklich hilfreich ist!) und ein neues Infotainment-System, das jetzt auch Apple CarPlay und Android Auto kann. Statt eines Mäusekinos gibt es jetzt einen 8,4 Zoll großen tabletähnlichen Touchscreen, mit dem die Bedienung ohne große Probleme von der Hand geht. Das Cockpit mit den vielen Karbon-Applikationen kann sich sehen lassen, auch wenn das Leder beim Testwagen knallrot ist. Das ist einfach ein Statement wie das ganze Auto. Wer diesen Maserati fährt, schert sich wenig um automobile Konventionen, und um die ganzen Mobilitätspaß-Verweigerer in ihren Gesundheitslatschen sowieso. Wenn stört es bitte, dass die beiden Lenkradhebel hinter riesigen Schaltpaddeln versteckt sind?
- Details
- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 11. Juli 2017