Mussten die Nutzer von Elektroautos bis vor kurzem noch zittern, ob sie mit ihren Nominalreichweiten von 130 oder 190 Kilometern auch sicher am Ziel ankamen, wenn die im Fahrzeug Verbraucher wie Klimaautomatik, Sitz-, Heckscheiben- oder Lenkradheizung genutzt wurden oder man bei winterlichen Temperaturen unterwegs war, so sieht das bei den aktuellen Elektroautoautos deutlich entspannter aus. Tesla hat es mit seinen Modellen vorgemacht, die anderen Autobauer aus Europa, Asien und den USA ziehen nach. Der neue Nissan Leaf II schafft es trotz höherer Motorleistung auf bis zu 500 Kilometer. Ähnlich weite Ziele erreichen Modelle wie der Opel Ampera-e oder die kommenden Modelle die unter den Labeln VW I.D. oder Mercedes EQ verkauft werden. "Ich halte eine Vergrößerung der Batterie-Leistung auf 250 Prozent des jetzigen Energieinhaltes bei Lithium-Ionen-Batterien bis etwa 2020 für sehr wahrscheinlich", sagt Professor Martin Winter, einer der führenden Batterie-Experten Deutschlands am Institut für Physikalische Chemie der WWU Münster.
Alle wollen über 300 km schaffen
Auch wenn andere Akkutechniken wie Polymere oder Feststoffbatterien langsam an die Tür zur Großserien-Autotechnik klopfen, ist Professor Martin Winter überzeugt davon, dass die Lithium-Ionen-Akkus die Autofahrer noch eine Weile begleiten werden. Der Hauptgrund ist die Belastbarkeit der bewährten Batteriezellen. Aus diesem Umstand resultieren einige interessante Optionen für die Zukunft der E-Autos: Ein Range-Extender muss nicht zwingend ein Verbrenner oder eine Brennstoffzelle sein. Eine Hochenergie-Batterie könnte den Lithium-Ionen Akku genauso gut mit Strom versorgen. Die stressvolle Arbeit, also das Beschleunigen und Rekuperieren übernehmen die Lithium-Ionen-Akkus. Für die Hochenergiespeicher kämen neue Batterie-Konzepte, wie Lithium-Schwefel oder Lithium-Luft in Frage. Bis diese Ideen einsatzbereit sind, werden aber noch einige Jahre ins Land gehen. Konzerne wie General Motors, Toyota und Volkswagen arbeiten zusammen mit Hochschulen und Forschungsorganisationen mit Hochdruck an Feststoff-Akkus, während Audi auf der IAA 2017 mit der Studie des Aicon eine höchst visionäre Luxuslimousine des Jahres 2030 präsentierte. Ihre vier Elektromotoren werden von einer Feststoffbatterie gespeist, die eine Reichweite von bis zu 800 Kilometern realisiert. Im Vergleich zu einer gewöhnlichen Lithium-Ionen-Batterie kann eine Lithium-Feststoffbatterie nicht nur besonders schnell Energie aufnehmen, sondern auch in kurzer Zeit sehr hohe Leistungen verarbeiten - ideal für die Autoindustrie.
Nachdem die ersten Reichweiten von Elektroautos zumeist Alltagswünsche offenließen, sieht das mittlerweile deutlich besser aus. Einige Modelle schaffen zumindest unter Testbedingungen oder bei zurückhaltender Fahrt bis zu 500 Kilometer ohne nachzuladen. Und selbst Kleinwagen wie Renault Zoe oder BMW i3s schaffen rund 300 Kilometer während Tesla mit seinem neuen Model 3 stufenweise mehr ansteuert.
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- Veröffentlicht: 09. Oktober 2017