Die Schönen, Reichen und Wichtigen dieser Welt präsentierten sich seit den frühen 70er Jahren nur allzu gerne in Stuttgarter Luxuslimousinen. Die längst legendär gewordene Baureihe 116 verzückte lange Jahre ohne echte Konkurrenz die oberen zehntausend zwischen Cannes und Los Angeles, Tokio und München - zu Preisen ab 23.500 Mark. Die fast fünf Meter lange, elegant gestreckte Orgie in Lack und Chrom ist bis heute die wohl schönste S-Klasse, die es je gab. Das breite Angebot von Triebwerken - schlicht spektakulär. Ging es mit dem 185 PS starken 280 S / 280 SE als Handschalter oder Automatik schon dynamisch los, brachten 350er und 450 das Herz der automobilen Limousinenfans zum Rasen. Unübertroffenes Luxusmodell war der Mercedes 450 SEL 6.9, eine fahrdynamische Weiterentwicklung von 600er (W 100) und 300 SEL 6.3 (W 109). Motor und Automatikgetriebe des Über-116ers hatten das Leistungspotential eines Sportwagens. Technisch war der 6.9 eine S-Klasse für sich. Statt der üblichen 4,5 Liter Hubraum des 450 SEL hat der Achtzylinder Brennkammern mit einem Gesamtvolumen von 6,9 Litern - 210 kW / 286 PS und 560 Nm maximales Drehmoment. Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h.
Die Legendes des 560ers
Als edelste Limousine auf der Welt, wie sich der SEL damals gerne selbst bezeichnete, gab es eine Luxusausstattung vom allerfeinsten. Nicht der übertriebene Pomp der amerikanischen Gegenüber, sondern eine Mischung auf hölzerner Dekadenz gepaart mit Stuttgarter Bodenständigkeit. Auch der 6.9 wusste nur zu gut, aus welchem Stall er kam. Und dass der 450 SEL 6.9 sage und schreibe das Doppelte eines 350 SE kostete, schien die Kundschaft kaum zu stören. Serienmäßig gab es damals neben dem opulenten Platzangebot und der konkurrenzlosen Sicherheitsausstattung Zentralverriegelung, Klimaanlage, elektrische Fensterheber, Scheinwerfer-Waschanlage und die obligatorischen Ohrenkopfstützen. Das alles bot auch die erste S-Klasse mit Dieselmotor. Der müde 300 SD wurde jedoch nur für die USA - und hier insbesondere für den kalifornischen Markt - produziert. Als 350er und 450er hielt er zumeist als Langversion - oftmals schwer gepanzert - Einzug bei vielen Regierungen dieser Welt.
Derart viel Pomp und Eleganz hatte der Nachfolger der Baureihe 126 nicht zu bieten. Und doch gilt die zweite Generation für viele Fans als die S-Klasse schlechthin. Von 1979 bis 1991 waren 280 S bis 560 SEL das Maß der Dinge. Elegant, luxuriös und grandios verarbeitet schwören viele auch im Hause des Herstellers bis heute auf ihre wahre S-Klasse. Ein Auto ohne Schwächen, mit allen Extras zu bekommen. Airbags, elektrische und beheizte Sitze vorne und hinten, Klimaautomatik, Autotelefon, Reiserechner und vieles mehr ließen die damaligen Aufpreislisten zu Telefonbuchstärke anschwellen. Serienmäßig gab es nicht viel mehr als Hausmannskost. Trotz opulenter Preise ließ man sich nahezu jede Schraube extra bezahlen und die potente Kundschaft machte es gern; genoss die müden Sechs- und die kraftvollen Achtzylinder. Das Beste vom Besten hieß Mercedes 560 SEL - 300 PS stark, fast 250 km/h schnell und mit seiner Viergangautomatik in Sachen Komfort seinerzeit nicht zu toppen.
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- Veröffentlicht: 30. Oktober 2017