Doch die BMW-Verantwortlichen entschieden nicht nur, keinen Nachfolger des aktuellen V12-Kraftpakets zu entwickeln, sie setzten auf Volumen statt Klasse und ließen den mächtigen Zwölfzylinder für die neuen Modelle im Topsegment außen vor. Ähnlich restriktiv sieht man das ganze bei Mercedes. AMG und Mercedes ohne V12-Motoren und diese nur noch - und wohl eine überschaubare Zeit - für die ohne sinnvolle Markenstrategie reisende Submarke Maybach? Die Begründungen der Autohersteller sind höchst nachvollziehbar und eben doch nicht ganz richtig. "Die Stückzahlen sind einfach zu klein und rechtfertigen den Entwicklungsaufwand nicht", tönt es bei Audi, Mercedes, Jaguar oder BMW weitgehend unisono. Und tatsächlich braucht man längst keine zwölf Brennkammern mehr, um derart gigantischen Motorleistungen zu generieren. BMW ist mit seinem 530 PS starken Achtzylinder der neuesten Generation nicht nur auf dem Papier und ohne Elektroboost allzu nah am hauseigenen V12-Motor dran und auch die europäische Konkurrenz zeigt, dass für 600 PS und mehr keine Dutzendware vonnöten ist.
Emirate und China: Immer nur das Beste
Das ändert alles wenig daran, dass die V12-Kunden weltweit als die treuesten überhaupt gelten. Sie sind zudem bereiter als bereit, allzu tief in der eigenen Geldbörse zu kramen, um die gigantischen Aufpreise für ihre Limousinen, Coupés, Cabriolets und SUV zu zahlen. Zwischen dem prächtig motorisierten Mercedes SL 500 / SL 550 lag zum SL 65 AMG mit bis zu 80.000 Euro noch einmal der Wert eines alles andere als schwachen Basismodells. Und auch BMW, Audi oder Bentley lässt sich den Zwölfzylinder preislich vergolden. Dabei gibt es trotz aller Hybrid- und Elektrotendenzen gerade in den USA, China und den Emiraten eine Reihe von Kunden, für die nur ein V12-Motor in Frage kommt. Sie alle haben wenig Verständnis dafür, dass die Abgasnachbehandlung eines solch exklusiven Triebwerks so teuer ist, dass die geringen Stückzahlen den Entwicklungsaufwand kaum rechtfertigen.
Robert Cao, erfolgreicher Geschäftsmann aus Jiangjing, rund 170 Kilometer östlich von Shanghai, ließ sich bei BMW Individual mehr als einen Zwölfzylinder-Siebener kreieren. Mit einem Wert von 3,6 Millionen RMB, umgerechnet 360.000 Euro, handelte es sich bereits vor sechs Jahren um den teuersten Siebener aller Zeiten - natürlich ein V12 mit seinerzeit 544 PS. Die Cao-Dynastie gehört zu den 200 reichsten Familien China und man verdient als lokaler Kunststoffproduzent für die Autoindustrie sein Geld auch mit Immobilien, Export und in der Gastronomie. "Ich bin nach München geflogen und habe bei BMW Individual einen 7er BMW zusammengestellt", erinnert sich Robert Cao an 2009, "natürlich einen Zwölfzylinder. Für uns hier in China interessiert immer nur das Topmodell." Das merkt man auch am Kennzeichen "B - PY 999". "Die neun ist die höchste Ziffer und die 999 somit die größte mögliche Zahl auf dem Kennzeichen. Auch das bedeutet hier Macht", ergänzt Robert Cao.
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- Veröffentlicht: 26. März 2019