Hier und da hört man leise und bisweilen zwischen den Zeilen leises Wehklagen. "Die Autos verkaufen sich nicht mehr so schnell wie in den vergangenen Jahren", gibt der Klassikspezialist vom niederländischen Ijsselmeer unumwunden zu. Andere bejahen, dass italienische Sportwagen und Luxuslimousinen aus deutschen Landen unverändert steigen und die Preise prall sind, während sich Vorkriegsmodelle die Räder platt stehen und schnöde Massenmodelle wie Ford Taunus, Opel Rekord oder Renault 4 darben. Und wer genau hinschaut, kann in den Sammelhallen, wo hunderte von Klassikern dicht an dicht zwischen den Absperrungen stehen, so manches Fahrzeug erblicken, dass dort bereits im vergangenen Jahr zu sehen war.
180.000 Besucher erwartet
Doch kaum ein Event und schon gar keine Messe gibt einem ein derart kleingliedriges Bild von der Old- und längst auch Youngtimerszene. Was läuft, was läuft nicht und was ist der nächste Trend? Kein Wunder, dass sich es die großen Autohersteller kaum nehmen lassen, auf der Techno Classica mit einem Messestand für Image und Kunden zu sorgen. Dass sich hier und da an die Messestände auch neue Fahrzeuge geschlichen haben, die hier nichts zu suchen haben, irritiert nicht nur eingefleischte Oldtimerfans. Letztlich sind es jedoch nicht nur die Autos, die den Unterschied machen, denn wo sonst können sich die Clubs und Interessengemeinschaft derart erstklassig in Szene setzen und die eigenen automobilen Gelüste nach außen tragen? Der Unimog Veteranen Club lockt mit einem Räumfahrzeug der Bereitschaftspolizei, während nur ein paar Meter weiter ein hellblauer Maserati Merak 2000 GT für mehr als 65.000 Euro auf Kundenfang geht.
Mercedes Adenauer Cabriolet, Lamborghini Jalpa, die zahllosen Mercedes W 126, ein tiefgrüner Bentley Blower oder ein cremefarbener Ford Mustang für knapp 60.000 Euro - in Essen gibt es einfach alles - außer billig. Hier einer der ältesten Porsche 912, dort ein Prototypenterzett des legendären Mercedes C 111, der in diesem Jahr ebenso seinen 50. Geburtstag feiert wie der VW 181, der viel besser als VW Kübel oder The Thing bekannt ist. Jubiläen feiern und Techno Classica - das gehört ebenso an den Ruhrschnellweg wie die Fans von Autoprospekten, Büchern, Postern oder automobilen Devotionalien. Wen stört da schon, dass ein BMW 850 CSi von 1992 mittlerweile atemberaubende 95.000 Euro kostet und ein Land Rover Generation I locker die 50.000-Euro-Marke knackt? Dann vielleicht eher doch ein BMW 1600 Cabrio für 65.900 Euro oder ein Mercedes 300 SL Flügeltürer für mehr als 1,5 Millionen? Die Techno Classica in Essen kennt auch 2019 kaum irdische Grenzen. Wäre schön, wenn das in den nächsten Jahren so bleibt. Viele freuen sich derweil auf den nächsten Aufritt von Rock\'n\'Roll-Dauerbrenner Peter Kraus - der kommt wie Plakate zeigen, am 2. November mit seiner großen Jubiläumstournee - Klassiker scheinen in der Gruga ganzjährig voll Trend zu liegen.
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- Veröffentlicht: 11. April 2019