Diese Stromnetz-Kollabierungsangst führt dazu, dass in einigen Mehrfamilienhäusern die Eigentümerversammlung es Mietern verwehrt, eine weitere Wallbox zu installieren, wenn eine solche bereits vorhanden ist. Steht also die Elektromobilität vor einem drohenden privaten Lade-Engpass? Die Antwort lautet: "nein". Zunächst einmal wird kein Mangel an Strom eintreten. "Der Stromverbrauch in Deutschland wird sich durch die Elektrofahrzeuge nur geringfügig erhöhen. Selbst bei einer Million E-Autos, steigt der Stromverbrauch in Deutschland dadurch nur um rund ein halbes Prozent", stellt Dr. Selma Lossau, Leiterin Netzintegration Elektromobilität bei der Netze BW GmbH klar.
Prophyöaktisches Ladeverhalten
Zudem wird die Welle der stromhungrigen Elektromobile nicht wie ein Tsunami von jetzt auf gleich über die deutschen Städte hereinbrechen. Laut dem Kraftfahrzeugbundesamt (KBA) waren am 1. Januar 2019 knapp 70.000 Plug-in-Hybride und gut 83.000 vollelektrische Kfz in Deutschland zugelassen, Tendenz steigend. Deswegen beschäftigen sich sowohl Autohersteller wie Mercedes, als auch die Energieversorger seit Längerem mit möglichen Szenarien, wenn die Nachfrage nach Elektromobilen deutlich zunimmt und kommen zu einer identischen Prognose. Nämlich, dass nur zu seltenen Anlässen so viele Autofahrer gleichzeitig laden und so gut, wie keine Gefahr besteht, dass das Stromnetz damit nicht fertig werden könnte. Aus diesem Grund gibt es eine Meldepflicht für Ladeinfrastruktur gegenüber dem zuständigen Netzbetreiber.
Bei einem Pilotprojekt des Stromlieferanten Netze BW stellte sich heraus, dass die Autofahrer im Durchschnitt bis zu sieben Stunden Zeit hatten, ihre Elektromobile zu laden. Bei einem so langen Zeitraum kommt auch eine herkömmliche Schukosteckdose mit einer Ladeleistung von 2,3 kW mit dem Strombedarf klar. "Außerdem wird sich ein Ladeverhalten durchsetzen, dass dem bei Handys ähnelt. Die Menschen werden, das Auto dann laden, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Also prophylaktisch", sagt Stefan Abraham, Leiter Lade-Infrastruktur und Lade-Services bei Daimler.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 17. Mai 2019