So bleibt der BMW Z8 der Bauart E52 ein 294 kW / 400 PS starker Luxusroadster aus Zeiten des automobilen Überflusses, als ein paar Millionen mehr oder weniger Entwicklungskosten im Hause BMW für ein wahres Imagemodell keinerlei Rolle spielten. So wandelte man ein Stück gar auf den Spuren des legendären BMW 507, von dem sich der elegante Z8 ein paar kleine Designelemente entlieh, jedoch nicht zu einem derartigen wirtschaftlichen 507-Desaster wie in den 50er Jahren wurde. Die Gefahr war den BMW-Verantwortlichen Mitte der 90er Jahre durchaus bekannt und so wussten von dem Projekt mit der internen Bezeichnung Z07 lange Zeit kaum mehr zwei Handvoll von Leuten, ehe er auf der Tokio Motorshow einen glanzvollen Auftritt als Studie feierte die Realität werden sollte.
Nachts über die Pässe
Wer heute einen BMW Z8 besitzt, kann sich glücklich schätzen und eine wochenendliche Tour über die Alpen lässt einen der Welt weithin entrücken. Wenn es tags wie nachts über die Pässe Richtung Österreich, Schweiz und Italien geht, schwinden einem bei Einkuppeln wie Ausdrehen der Gänge die Sinne und man spürt, dass der Z8 jeden Euro seines opulenten Preises wert ist. Die grandiosen Aussichten am Comer See genießen, dazu turbulente Cernobbio, am spätabendlichen Ufer geht es entlang Menaggio, Cremia, Gravedona bis einen die Fahrt über autoleere Straßen in düsterer Nacht Richtung Chinavenna führt; ein italienischer Grenzübergang Richtung Schweiz, der einst gerne einmal des Nachts ohne näheren Hinweis seine Pforten Schloss. Mittlerweile wird der Regen stärker und das elektrische Stoffdach zieht sich auf Knopfdruck etwas mühsam über das nasse Haupt des Piloten. Nur um ihm zu zeigen, dass der BMW Z8 auch geschlossen eine gute Figur macht. Über den rutschigen Maloja Pass geht es mit ausschwenkendem Heck hinauf nach Sankt Moritz, wo am Wegesrand auch im Juni noch letzte Schneeflecken blitzen, während der bollernde V8 die Schweizer Nachtstille genießt und das überforderte Soundsystem sich selbst überlässt. Nicht einmal eine Handvoll Autos begegnen einem auf der Bundesstraße 27 Richtung Nordosten ehe es über Pfunds und Landeck in schnellem Galopp ins noch dunkle Inntal geht, und die Nacht ihren Schrecken verliert. Als sich der Z8 zu den letzten Bergpassagen Richtung Garmisch hinauf- und herunterwindet, spielt auch das Wetter wieder mit und längst weht auch der Wind stürmisch durch den Innenraum, da sich die stramme Stoffmütze wieder hinter die beiden Lederstühle verzogen hat.
Das Aufsehen, dass der Roadster genießt, ist allenthalben groß - selbst bei der frühmorgendlichen Einfahrt nach München. Er hat eben jene zeitlose Eleganz, die vielen Sportmodellen fehlt und der bullig bollernde V8 raubt einem nicht nur bei jeder Kehre in die Bergen die Sinne. Dabei ist der BMW Z8 alles andere als fehlerlos. Man kann darüber streiten, ob das grandiose Außendesign im ebenfalls puristisch gehaltenen Innenraum nicht deutlich abfällt. Fraglos gab es seinerzeit auch im Hause BMW bessere und bequemere Lederstühle als die, die im BMW Z8 letztlich verbaut wurden. Die Instrumente in der Mitte der Armaturentafel sind eine schlichte Fehlbesetzung, während die ein oder andere Oberfläche im Innenraum für eine derartige Schönheit auf einem entsprechenden Preisniveau gerne wertiger sein dürfte.
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- Veröffentlicht: 27. Juni 2019