Wie lange sich die Formel-1-Größen bitten ließen, um beim "Race of the Champions" mitzumachen, ist nicht überliefert - wohl aber, dass die meisten kamen. So versammelte Mercedes nahezu alle noch lebenden Formel-1-Weltmeister in der Eifel: Niki Lauda, Keke Rosberg , Alan Jones, James Hunt und Jody Scheckter gehörten dazu. Auch Champions der 1960er wie Phil Hill, Jack Brabham, John Surtees und Dennis Hulme waren mit von der Partie. Selbst Rekord-Weltmeister Juan Manual Fangio war an den Ring gekommen, verzichtete aber aus gesundheitlichen Gründen auf den Start. Lediglich Nelson Piquet und Jackie Stewart fehlten, weil sie bei ihren Arbeitgebern BMW und Ford keine Freigabe erhielten, sowie Emerson Fittipaldi und Mario Andretti, die zeitgleich in Indianapolis antraten. Um auf 20 Piloten zu kommen, lockte Mercedes weitere Recken an: Carlos Reutemann, Jacques Laffite und Alain Prost waren nur einige davon. Und eben auch Ayrton Senna, der unbekannte Rookie.
Startschuss in die Öffentlichkeit
Sennas Berater hatte ihm die Sache dadurch schmackhaft gemacht, indem er ihm erzählte, dass er bei einer guten Platzierung viel Publicity ernten würde. Und tatsächlich fuhr der Brasilianer das ganze Wochenende lang als ginge es um die Weltmeisterschaft. Im Qualifying parkte er seinen 190er auf Platz drei, geschlagen nur von Prost und Reutemann. Doch im Rennen gab\'s kein Halten mehr: Senna sprintete an die Spitze, spulte mit virtuosem Können Runde um Runde ab - bevor sich plötzlich Niki Lauda im Rückspiegel breitmachte. Der Österreicher hatte von ganz hinten starten müssen und war wie ein Besessener durchs Feld gepflügt. Vom Nobody in die Schranken verwiesen zu werden, was nicht Laudas Ding. Rundenlang behakten sie beide. Mal lag der eine vorne, mal der andere. Ein beherztes Überholmanöver brachte Senna schließlich wieder an die Spitze und aufs Siegerpodest. Das Resultat war eine faustdicke Überraschung und auch nicht ganz nach dem Geschmack von Mercedes: Ein bekannterer Name wäre den Marketing-Strategen damals lieber gewesen.
Rückblickend war Sennas Erfolg wohl das Beste, was Mercedes passieren konnte. Statt Sieg Nummer X für einen Star, war es das erste Mal, dass der Brasilianer seine Konkurrenten so düpierte, wie er es später noch ganz oft tat. Der Mut von Mercedes wurde aber noch aus einem anderen Grund belohnt: Ein sportliches Auto auf die Rennstrecke zu schicken, ist das Eine. Mit ihm ein ernsthaftes Rennen zu bestreiten, das Andere. Die 20 identischen Exemplare des 190E 2.3-16 schlugen sich wacker, befanden sich dabei aber nahezu im Serienzustand. Natürlich war Sicherheitsequipment und ein Überrollkäfig dazugekommen. Auch war für die höhere Dauerbelastung eine größere Bremse eingebaut worden und für mehr Action eine kürzere Übersetzung - alles nichts, was die Charakteristik des Fahrzeugs grundlängend veränderte. Antrieb und Aerodynamik blieben sogar völlig unangetastet.
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- Veröffentlicht: 20. September 2019