Die Automobilwirtschaft wackelt seit einigen Jahren in ihren Grundfesten. Nicht nur die Antriebstechnologien, die große Zahl der Mitarbeiter und schlecht ausgelastete Werke stehen auf dem Prüfstand. Auch vielen Händlern dürfte es an den Kragen gehen.
Händler auf dem Abstellgleis
Die Automobilwirtschaft wackelt seit einigen Jahren in ihren Grundfesten. Nicht nur die Antriebstechnologien, die große Zahl der Mitarbeiter und schlecht ausgelastete Werke stehen auf dem Prüfstand. Auch vielen Händlern dürfte es an den Kragen gehen.
Die Automobilwirtschaft gilt als Dinosaurier einer sich immer schneller verändernden Welt. Die Automobilindustrie hat dabei mit vielen Problemen zu kämpfen - und viele sind hausgemacht. Die Produktionswerke sind auf Fertigungen von vielen Jahrzehnten ausgelegt - und viele siedeln sich ohnehin nur an, weil es gigantische Steuervergünstigungen gibt. Zudem ist die Autoindustrie tiefenfinanziert; heißt, die milliardenschweren Investitionen für ein neues Fahrzeug amortisieren sich oft erst nach Jahren. In den ersten zwei / drei Jahren ist für die Hersteller mit einem neuen Auto kaum Geld zu verdienen. Das rollt erst zum Ende des Zyklus an; je nachdem, ob Plattform und Antriebe komplett neu sind oder übernommen wurden und das Werk unter Umständen noch einen kostenintensiven Umbau über sich ergehen lassen musste.
Tiefgreifende Folgen für den Handel
Einen mächtigen Anteil des Ertrages müssen sich die Autohersteller seit Jahrzehnten jedoch mit Händlern und mächtigen Vertriebsorganisationen teilen. Kein Wunder, das neue Automarken wie Byton, Genesis, Nio oder Tesla auf echte Händler weitgehend verzichten und lieber auf andere Vertriebskonzepte setzen. Eine Studie der Unternehmensberatung Accenture hat dabei ergeben, dass Autohersteller ihre Vertriebskosten deutlich senken können, wenn sie in den Direktvertrieb einsteigen. Laut Accenture-Studie liegt das Einsparpotenzial zwischen 8 und 15 Prozent gegenüber dem heutigen Vertriebsmodell über lokale Händler. Die Ersparnis setzt zum einen durch einen geringeren Personalbedarf (drei bis sieben Prozent) sowie eine einheitlichere Preisstruktur und niedrigeren Kosten durch den Verkauf per Internet generell zusammen. Viele Tätigkeiten, die aktuell in jedem Autohaus für sich anfallen, sind bei einem Direktvertrieb zentralisiert und somit deutlich günstiger.
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- Veröffentlicht: 20. Januar 2020