Die großen Erträge des Geschäfts kommen ohnehin aus Asien - speziell China - und den USA. In Europa ist die Lage für Daimler ebenso wie für die Konkurrenz schwierig und niemand weiß, wie groß die Auswirkungen der Corona Krise mit Werksschließungen und ohne Kundennachfrage sein werden. Das größte Problem von Daimler vor Corona waren jedoch die Kostenstrukturen, denn die Entwicklung eines neuen Fahrzeugs dauert beim Stern zu lange und ist im Vergleich zur internationalen Konkurrenz zu teuer. Dass Daimler später als andere sein Elektropferd sattelte, ist dabei nicht das größte Problem. Wie BMW und Audi auch verzettelte man sich in Stuttgart noch mehr in Derivaten für Lücken, die keine echten waren - hierbei waren die Erträge zu gering, denn beispielsweise acht Modelle auf der Frontantriebsplattform sind doch etwas zu viele des guten und die Überschneidung der Kundengruppen ist nach Aussagen einiger Händler nicht nur bei A-Klasse, A-Klasse Limousine, CLA, CLA Shooting Brake groß, sondern hier wird bereits mächtig an der größeren C-Klasse gekratzt, die mehr Erträge verspricht, von den Modellen der eigenen Frontantriebsplattform technisch jedoch überholt wurde. Ähnlich sieht es auch bei Fahrzeugen wie GLA, GLB und GLC / GLC Coupé aus, die sich oftmals nicht so groß voneinander unterscheiden, wie Produktmanagement und Marketing es gerne hätten.
Modellportfolio durchkämmen
Doch es scheint langsam wieder nach oben zu gehen. Der Aktienkurs dürfte sich mittel- bis langfristig kaum auf diesem niedrigen Niveau halten und dann arbeitet Ola Källenius mit Entwicklungsvorstand Markus Schäfer mit Hochdruck daran, Prozesse zu beschleunigen und Kosten zu reduzieren. Der Vorstand soll im Sommer einige neuen Gesichter haben und Daimler täte gut daran, mehr Internationalität in die erste Reihe zu bringen und branchenfremde Personen für neue Sichtweisen zu holen. Zeitgleich läuft bei Daimler ein großes Abfindungsprogramm. Ebenso wie nahezu in der gesamten Autoindustrie gibt es zu viele Mitarbeiter - speziell außertarifliche, die besonders teuer sind. Hier will sich Daimler um bis zu 10.000 oder gar 15.000 Kräfte verschlanken. Es gilt Kosten zu sparen, um für die milliardenschweren Investitionen - speziell in den Bereichen alternativer Antriebe und automatisiertem Fahren - gewappnet zu sein.
Modelle, die für die nächsten Jahre keine nennenswerten Renditen versprechen, werden gestrichen. So wird das Mercedes S-Klasse Cabrio keinen Nachfolger bekommen und auch das Ende des Pick Ups X-Klasse ist bereits besiegelt. Groß sind die Erwartungen an die neue S-Klasse, die mit Verspätung im Herbst ihre Marktpremiere feiert. Im Sommer 2021 kommt dann der sehnlichst erwartete Mercedes EQS, der mehr Glück haben soll als der Mercedes EQC, der mehr mit Lieferproblemen denn einer geringen Kundennachfrage zu kämpfen hat. Ob die neue Mercedes T-Klasse als Nachfolger des Citan neue Privat- und Gewerbekunden locken kann, wird sich zeigen.
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- Veröffentlicht: 26. März 2020