Die Abt-Transformation dauert sechs bis acht Monate. Ganz unvorbereitet sind die Allgäuer nicht. "Wir stehen im engen Kontakt mit den Zulieferern, die wissen schon, dass wir kommen, und wir wissen, was wann kommt", lächelt der Abt-Entwicklungschef. Der erste Schritt ist das Design, schließlich müssen die Teile angepasst, produziert und die Werkzeuge zum Fertigen des Bodykits hergestellt werden. Wie so ein Abt Automobil ausschauen soll, ist nicht das Werk eines Einzelnen, der im stillen Kämmerlein vor sich hinzeichnet, die Vorschläge werden immer in einer Gruppe diskutiert. Wenn es mit der Entscheidung mal hakt, spricht der Chef in Person von Hans-Jürgen Abt ein Machtwort. "Er hat ein wirklich gutes Gespür, was den Kunden gefällt", erzählt Armin Harlos.
Menschlich-familiär Ansatz
Aber auch im malerischen Allgäu spricht der schnöde Mammon in Gestalt des Vertriebs beim Entwickeln eines Fahrzeugs ein gewichtiges Wort mit, schließlich müssen die Autos ja auch Abnehmer finden und Geld in die Kassen spülen. Nicht alles, was sich die Technik wünscht, ist wirtschaftlich umsetzbar. Das ist nicht anders als bei einem Volumenhersteller: Das Geschäftsmodell muss stehen. Allerdings haben die Äbte einen großen Vorteil: Bei Veredelungspreisen von rund 70.000 Euro (wie beim aktuellen Abt Audi RS6-R) können sich bei den Materialien und der Technik schon etwas mehr Geld auf den Tisch legen, als das bei der Großserie der Fall ist. Das sieht man dann auch an den Cockpits, in denen reichlich Karbon verbaut ist.
Drei bis vier Monate vor dem Produktionsstart wandert der Audi für drei Wochen auf den Prüfstand. Dort wird der Motor und die Sensoren analysiert. Wie ist der Drehmomentverlauf, welche Signale geben die Sensoren, wann ab und wie ist die Leistungsentfaltung. Dann bekommt der Antrieb den eingangs erwähnten Abt-Touch, zum Beispiel mit einem größeren Turbolader und einem effizienteren Ladeluftkühler. Die Allgäuer Tuningschmiede versteht sich als große Familie und das wird auch beim Entwickeln und Abstimmen der Autos so gelebt. Wichtige Entscheidungen werden im Komitee getroffen und ein Faktor wird trotz der ganzen Technik wertgeschätzt: der Faktor Mensch. "Wir haben schnelle, weil kurze Entscheidungswege", verrät Armin Harlos und fügt hinzu: "Wenn einer einen Rat braucht oder sich mit einer Sache nicht ganz sicher ist, dann wird das gemeinsam durchgesprochen."
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 27. Mai 2020