Die Kombination aus Verbrenner und Elektromodul gefällt im Alltag schon aufgrund ihrer dezenten Zurückhaltung. Einzig der Klang des aufgeladenen Sechszylinders ist unter Last leicht blechern - das bekommen andere Hersteller besser hin. Das gilt auch für die elektrische Reichweite, denn viel mehr als 40 Kilometer sind elektrisch im Alltag kaum drin. Wer das Gaspedal streichelt und dezent vor sich rollt, kommt immerhin auf rund 50 Kilometer. Viel mehr bietet zumindest derzeit auch die Konkurrenz aus Sindelfingen und München nicht. Im Gegensatz zum BMW 745e hat der Audi A8 jedoch einen praktikablen Benzintank, denn während der hybride 7er gerade einmal 40 Liter nachtanken kann, passen in das Füllgefäß des A8 knapp 65 Liter. Das ermöglicht Reichweiten von rund 700 Kilometern und das ist dann fast schon auf Dieselniveau. Der Realverbrauch liegt zwischen 6,5 und 11 Litern - je nachdem, wie hoch Autobahnanteil und Geschwindigkeit sind. Der versprochene Normverbrauch von 2,5 Litern lässt sich packen - wenn man einen vollen Akku hat und betont elektrisch unterwegs ist. Auf längerem Strecken ist es unter acht Litern schwerer als schwer. Wer häufig in der City oder auf Landstraßen unterwegs ist, kann sich dagegen freuen. Der 14,1-kWh-Lithium-Ionenakku des A8 lässt sich über eine zweite Tankklappe am linken hinteren Kotflügel nachladen und dann geht es rein elektrisch weiter. Bei einer Ladung mit 7,2 kW Leistung ist die Batterie etwa zwei Stunden wieder voll.
Exzellente Verarbeitung
Man ist mit dem Audi A8 PHEV in der Realität nicht anders als mit einem reinen A8-Verbrenner unterwegs. Beim Start geht es allerdings automatisch immer in den Elektromodus und das nervt. Wer das nicht will, muss es manuell abschalten. Man kann sich danach je nach Fahrprogramm entscheiden, ob man die maximale elektrische Reichweite behalten möchte, beide Motoren sich je nach Tempo aufeinander abstimmen oder man eben rein elektrisch ans Ziel seiner Träume cruist. Dabei ist die Bordelektronik des A8 mit Navigationsdaten und Kamerainformationen so ausgefuchst, dass vor einer Kreuzung, einer Ampel oder einem anstehenden Tempolimit automatisch abgebremst wird. Dafür muss man nicht einmal mit dem adaptiven Tempomaten unterwegs sein, der Spur und Abstand sicher hält. Doch längere Zeit die Hände vom Steuer nehmen, wie Audi es bei der Präsentation des Vorzeigemodells mit der Fahrerassistenzstufe drei seinerzeit versprochen hatte, ist nicht. Je nach Tempo fährt der Audi maximal 15 bis 30 Sekunden ohne dass man die Hände am Steuer hatte. Eine große Erleichterung ist das nicht. Dafür ist die Abstimmung des Fahrwerks mit der variablen Luftfederung und einer feinen Lenkung große Klasse.
Im Innenraum setzt der Audi A8 60 TFSIe Quattro mit seiner Verarbeitung, der Bedienung und dem mächtigen Reisekomfort imposante Maßstäbe. Die klimatisierten Ledersessel mit Massagefunktion sind das Beste, was man derzeit bekommen kann. Allein die Sitzlüftung bietet nicht mehr als ein laues Lüftchen und die Massage in den zahlreichen Programmen schaltet sich nach ein paar Minuten allzu flott wieder ab. Fahrer und Insassen bekommen alle wichtigen Informationen über drei große Digitaldisplays hinter dem Vier-Speichen-Steuer im Stile eines Porsche 964ers sowie in der Mittelkonsole. Dazu werden die Fahrinformationen auch auf ein Head-Up-Display projiziert. Mehr geht aktuell nicht. Die Bedienung per Sprache tut sich bisweilen gerade mit Sonderzielen schwer.
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- Veröffentlicht: 14. Juni 2020