Schon bald rollten in China die Bänder wieder, die Zulieferketten waren wieder einigermaßen intakt und die Umgestaltungspläne wanderten wieder in die Schublade. Bringt der zweite Lockdown jetzt doch noch die Rückbesinnung nach Europa? Dr. Jörg Löffler, Principal bei Berylls Strategy Advisors hat dazu eine klare Meinung. "Corona bringt zusätzliche Komplexität in die Liefer- und Wertschöpfungsketten. Eine Verlagerung aus heutigen Produktionsstätten bei einzelnen Zulieferern zurück nach Europa, wie im Frühjahr 2020 vielfach angedacht, kann langfristig die Resilienz verbessern, birgt aber auch einige Risiken. Angesichts der Lieferanteile, die nicht aus den europäischen Nachbarländern nach Deutschland kommen, ist der Hebel allerdings begrenzt."
Einfach so weitermachen ist keine Option
Die Fakten unterstützen diese Einschätzung, da die deutsche Automobilbranche die meisten Teile aus Europa bezieht. An der Spitze steht die Tschechische Republik mit einem Volumen von 6,06 Milliarden Dollar, gefolgt von Polen (5,34 Mrd. USD) und Frankreich (4,15 Mrd. USD), die Volksrepublik China folgt als erstes Nicht-Europäisches Land bei der Berylls-Rangliste mit (1,64 Mrd. USD) erst auf Platz zehn.
Trotzdem kann es bei den Lieferketten nach Ansicht des Berylls-Beraters nicht so weitergehen wie bisher. "Ein "Keep calm and carry on" ist jedoch keine Option für die Hersteller und die großen Zulieferer. Tatsächlich sehen sie sich einer enorm komplexen Aufgabe gegenübergestellt, um ihre Lieferketten stabil zu halten. Drei kritische Themenfelder gilt es in einer mehrdimensionalen Betrachtung zu verknüpfen: Lieferanten, Teile und Produktionsländer", so Jörg Löffler. Folgende Fragen beziehungsweise die Antworten auf diese sind wichtig: Wie zuverlässig arbeitet der Zulieferer? Wie ist die Qualität der Teile? Wie volatil ist das Land, in dem sich die Produktionsstätte befindet? Damit ist aber nicht nur die politische, sondern auch die gesundheitliche Lage gemeint.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 01. November 2020