Vierter Frühling
Bentley setzt in der nächsten Zeit alles auf den neuen Bentayga, der dem Segment der Luxus-SUV eine neue Krone aufsetzt. Der betagte Continental GT muss es noch mindestens zwei Jahre machen. In seinem vierten Frühling beeindruckt er mehr denn je.
Regen in und um Crewe. Nichts besonderes am Produktionsstandort im nordenglischen Niemandsland. Das Wochenende war sonnig, hört man im Supermarkt und an der Tankstelle. Über den Regen mag sich hier daher niemand ärgern. "Zudem waren die letzten Wochen sonnig - zumindest unter der Woche", lacht Dave, der seit mehr als 15 Jahren bei Bentley in der Produktion arbeitet. Sechs Liter Hubraum, 467 kW / 635 PS und gigantische 820 Nm maximales Drehmoment - beruhigend, dass das Topmodell der Continental-Reihe seine zumindest auf dem Papier unbändig erscheinenden Leistungsdaten per Allradantrieb auf den heute nassen Asphalt bannt.
Übergewicht und After Eight
Das neue Modelljahr bekam keinen nennenswerten Leistungsschlag, sondern nur ein paar optische Details an Front und Heck, die niemand ernsthaft wahrnimmt. Der Leistungszuwachs hielt erst im vergangenen Sommer Einzug, um auf dem Papier Edelkonkurrenten wie den Rolls-Royce Wraith oder das Mercedes S 65 AMG Coupé hinter sich zu lassen, die 632 bzw. 630 bieten. Manchmal sind es eben wie beim Genuss von After Eight die kleinen Dinge, die den Unterschied ausmachen. Seit einem Jahrzehnt hat sich das Coupé-Dickschiff aus Crewe immer wieder leicht verbessert und ist bei den Kunden beliebter denn je; es ist mitgeschwommen mit technischen Innovationen und ist trotz seines Alters für die meisten nach wie vor das Maß der Dinge im Segment der Luxus Coupés. Das liegt neben dem ebenso kraftvollen wie zeitlosen Design insbesondere am Antrieb, denn der Continental hat sein imposantes Übergewicht von fast 2,4 Tonnen schon immer gekonnt durch seine spektakulären Motoren auszugleichen versucht. Der Klang des Zwölfzylinders im GT Speed ist bullig, tief und hintergründig. Ein rollender Riese, den man vielleicht nicht wecken sollte; letztlich aber der Verlockung unterliegt, es doch zu tun. Im Sportmodus bollert der Koloss ungestüm, aber nicht unerzogen los und lässt die Konkurrenz wo auch immer verschwinden. Das komfortable Fahrwerk wird per Touchscreen gesteuert härter und der GT Speed wird zu einem Rennwagen - wenn auch einem übergewichtigem mit Platz für vier und keinerlei Komforteinbußen.
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- Veröffentlicht: 14. Juli 2015