Aus dem Stand brüllt sich der Quadrifoglio in 3,8 Sekunden über die 100er-Marke und ist bis 283 km/h Höchstgeschwindigkeit kaum zu stoppen, doch man braucht keine Maximaltempi, um vom Norditaliener begeistert zu sein. Immer wieder keilt das Heck beim Beschleunigen leicht aus und beim Anbremsen an engen Kehre schiebt Alfas Stelvio spürbar über die Vorderachse. Nur partiell ein Problem der Kraftverteilung, denn im Normalbetrieb gelangt die üppige Motorleistung nahezu komplett an der Hinterachse. Etwas mehr und insbesondere schnelleren Kraftfluss an die Vorderachse würden sich im Grenzbereich besser als gut machen, doch an das Untersteuern mit leicht ausbrechenden Heck gewöhnt man sich schnell. Ein Grund für die Schunkelbewegungen auf dem Asphalt sind der noch junge Fahrbahnbelag hinauf auf den Jebel Jais und der allgegenwärtige Staub, der die Haftung an seine Grenzen bringt. Doch auch wenn im Vollgasstakkato den Berg hinauf bisweilen an- und leicht ausgerutscht wird, ist der Ritt kein unkoordinierter Schwof, sondern ein heißer Ritt - noch dazu ganz ohne Klinge. Der 4,70 Meter Alfa Romeo Stelvio macht Spaß wie kaum ein anderer in der potenten SUV-Mittelklasse.
Preise ab 89.000 Euro
Daher verzeiht man ihm die ein oder andere Unzulänglichkeit gern. Das Interieur ist nicht auf Premiumstandard; schwierig für ein Kraftprotz, der stramme 89.000 Euro kostet und damit 2.000 Euro günstiger als zum Beispiel der Mercedes AMG GLC 63s ist. Die Fahrerassistenzsysteme sind dünn, die Instrumente alles andere als wertig, das Navigationssystem bleibt eine Frechheit und die Materialanmutung hat - vorsichtig ausgedrückt - noch jede Menge Potenzial nach oben.
Ausreichend Platz für vier - weniger für fünf - Personen gibt es auch mit dem 525 Liter großen Laderaum genügend, doch mit Dampf hinauf auf den Jebel Jais will man in den bequemen Sportstühlen entweder allein oder mit einem Gefolgsmann, der in Sachen Kurvendynamik ein engagierter Bruder im Geiste ist. Dann lässt sich auch über die exzellente Bremse diskutieren und den Klang, der ebenso wie die Leistungsentfaltung bei hohen Geschwindigkeiten ein unweigerliches Zeugnis von den 2,9 Litern Hubraum sind. Der Motor ist klasse, doch kann den in dieser Leistungsklasse überschaubaren Hubraum kaum überspielen. Immerhin soll das für einen gezügelten Durst von 9,0 Liter Super sorgen. Das hat hinauf auf den Jebel Jais leider nicht ganz geklappt.
Fotos: Thomas Starck
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- Veröffentlicht: 05. Dezember 2017