Flammenwerfer
Der McLaren 765LT setzt der 7er Serie des britischen Sportwagenherstellers die Krone auf. Das 765-PS-Geschoss ist 80 Kilogramm leichter als der McLaren 720S und brilliert mit einem vertrauenserweckenden Fahrverhalten sowie immensen Speed, der den Ferrari 488 Pista alt aussehen lässt.
Die Rechts-Links-Kombination vor der berüchtigten "Club-Corner" in Silverstone ist der Schlüssel zu einer schnellen Runde. Scharf Anbremsen. Heißt mit Vehemenz in die Eisen steigen. Der McLaren 765LT (Long Tail) gehorcht aufs Wort, verzögert sofort und bleibt dabei stoisch ruhig. Wahnsinn, wie präzise sich die Bremsen dosieren lassen, auch beim Lösen. Logisch, die Anlage stammt ja auch vom McLaren Senna und der setzte damals Maßstäbe. Links und dann rechts. Puuuuh. Tatsächlich getroffen. Scheitelpunkt anvisieren und dann langsam auf das Gas steigen. Gaaaanz sachte, progressiv. Auch wenn dieser Supersportler gutmütig ist, könnte jeder Fehler zum Desaster führen, denn der Asphalt fällt nach außen hin ab. Lupfen? Ein No-Go. Also gefühlvoll draufbleiben, die Breite der Strecke nutzen und ab auf die Start-Zielgerade.
Bye bye Ferrari 488 Pista
Jiipiiiieeeh! Es hat geklappt. Der McLaren LT 765 feuert mit Volldampf auf das Asphaltband und wir fühlen uns einen kurzen Augenblick wie Formel 1 Weltmeister Louis Hamilton bei seinem Heimspiel. Jetzt folgt die nächste Bewährungsprobe für den McLaren 765LT. Mit 290 km/h ballen wir auf das Kurvengeschlängel "Abbey", "Farm" und "Village" zu. Wieder packen die Senna-Bremsen zu, wieder übersetzen sie die mehr oder wenig vorhandene Feinfühligkeit des Fahrerfußes perfekt. Wenn nötig, steht der McLaren 765LT aus 200 km/h nach 108 Metern. Das beruhigt. Beeindruckend ist, dass das 563 kW / 765 PS starke Geschoss durch die Dreier-Kombination tänzelt, wie der größte Boxer aller Zeiten, Muhammad Ali und auch noch dessen gnadenlosen Punch hat. Alles läuft so mühelos perfekt ab, dass wir das Gefühl bekommen, uns gerade in einem Videospiel zu befinden. Doch der sägende Bariton des bekannten Achtzylinders in unserem Rücken macht uns die Realität unmissverständlich klar.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 29. September 2020