Renault erholte sich speziell unter dem aktuellen Konzernlenker Carlos Ghosn schneller als von vielen erwartet. Er räumte bei dem französischen Autohersteller mächtig auf, übernahm zunächst Nissan, mit denen man endlich eine nennenswerte Marktpräsenz in den USA und Asien bekam. Um weiter zu kommen, kooperierte Renault mit Daimler und verabschiedete sich von seinem zwischenzeitlichen Traum, die Marke Renault kurzfristig komplett zur Elektromarke umzubauen. Während die Zusammenarbeit bei dem Kooperationsmodell Renault Kangoo / Mercedes Citan floppte, sah es bei den Citymodellen Smart Fortwo / Forfour sowie Renault Kangoo schon besser aus. Nicht, dass beide aktuellen Modellgenerationen echte Erfolgsmodelle wären; aber ohne Renault hätte Daimler seine Kleinwagenmarke beerdigen müssen und auch Renault hätte sich von seinem Einstiegsmodell gegebenenfalls verabschieden müssen. Problem: bei den kleinen Autos lässt sich kaum Geld verdienen. "Die Kooperation mit Daimler gehört zu den produktivsten der gesamten Automobilindustrie. Sie ermöglicht allen Partnern wichtige Skaleneffekte und wahrt dennoch die Eigenständigkeit der Marken und Produkte", erklärt Carlos Ghosn.
Auf den Spuren von Volkswagen
Er verstand es geschickt, Daimler bei noch weiteren Projekten ins Boot zu holen. Die Premium-Submarke Infiniti ist aktuell zumindest in der Einstiegsklasse mit Daimler-Technik unterwegs. Aufgrund einer gemeinsamen Frontantriebsplattform konnten hier beide Kosten senken und das Modellportfolio ausweiten. Gerade entsteht in Mexiko ein neues Autowerk, wo ab 2018 erst Infiniti- und später Mercedes-Modelle für den US-Markt vom Band laufen sollen. Dafür ermöglichte Carlos Ghosn den lange Zeit gehegten Traum eines Daimler-Pick-Ups. Nachdem die mehrfach geprüfte Ableitung eines Lademeisters von der viel zu teuer produzierten ML- / GLE-Klasse beinahe aus den schwäbischen Köpfen verschwunden war, kommt noch in diesem Jahr die Mercedes X-Klasse. Technisch ist der Mittelklasse-Pick-Up ein Nissan Navara mit schickeren Mercedesgewand. Renault-Nissan erkannte die Gunst der Stunde und kreierte gleich noch einen eigenen Renault Pick-Up namens Alaskan, der dann ebenfalls jeden Mitsubishi L200 und VW Amarok antreten soll. "Seit ihrem Beginn basiert die Allianz Renault-Nissan auf gegenseitigem Vertrauen und verfolgt konsequent Strategien für profitables Wachstum", verrät Carlos Ghosn, "die wieder erstarkte Wirtschaft in den USA und die starke Nachfrage in den aufstrebenden Schwellenländern haben zur Konsolidierung unseres Marktanteils beigetragen. Damit sind wir auf den stärksten Wachstumsmärkten weltweit bestens aufgestellt." Der Renault-Nissan-Konzern hat derzeit acht Marken, über 450.000 Beschäftigte und verkauft weltweit jedes zehnte Auto. Kein Wunder, dass Renault sogar seine Sportwagenlegende Alpine A 110 wieder aufleben lässt. Bei den größeren Modellen wie dem aktuellen Talisman sieht es jedoch nach wie vor schwierig aus und auch der Espace ist nicht mehr das, was er einmal war. Immerhin hat Renault unter Chefdesigner Laures van den Acker wieder zu seiner Designlinie gefunden.
Bei PSA sah es deutlich schlechter als beim landesinternen Konkurrenten aus. Immer wieder gab es große Pläne, das Familienunternehmen zu einem echten Widersacher des immer größer werdenden Wolfsburger Großkonzerns zu positionieren. Doch während Volkswagen sich technikverliebt Marke um Marke einverleibte und vom Billigheimer-Einstiegsmodell wie einem VW Gol bis zum millionenschweren Bugatti Veyron mit 1.200 PS alles bot, kam PSA aus den Negativschlagzeilen nicht heraus. Bei den Kleinwagen lief es ganz ordentlich, doch hier ließ sich eben per Auto nur wenig Geld verdienen. Auf vielen volumenstarken Märkten in den USA oder Asien war man gar nicht oder nur unzureichend vertreten. Ebenso wie bei Renault wurde der Trend zu den mittlerweile allgegenwärtigen SUV komplett verschlafen. Die Kooperationsmodelle mit Mitsubishi waren gegen die starken internationalen Wettbewerber kaum konkurrenzfähig und verdienen ließ sich mit den Platzhaltern, die kaum mehr als französische Schriftzüge hatten, beinahe gar nichts.
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- Veröffentlicht: 14. März 2017