Es ist mit einem seriennahen Auto eines der ersten Male, das ein Hersteller seiner hauseigenen Autotechnik derart selbstbewusst die Führung im Straßenverkehr übergibt. Tetsuya Iijima schließt die Türen, schnallt sich an und drückt ein Feld auf dem grauen Touchscreen. Das Surren der Computerlüfter im mit Technik vollgestopften Kofferraum ist lauter als das V6-Triebwerk des Infiniti Q50 S Hybrid, der diesmal exemplarisch als Proband für die Probefahrt dient. "Wir haben in unserer Testflotte verschiedene Fahrzeuge von Nissan und Infiniti. Ein Teil der Flotte ist in Tokio unterwegs; andere in London und im Großraum San Francisco. Insgesamt haben wir mit ihnen bisher 500.000 Testkilometer gesammelt. Rund 200.000 Kilometer mit unseren Systemen ProPilot 1 und 2." Doch konnten die nur unterstützend beim Halten von Spur oder Abstand assistieren, geht ProPilot 3 in die Vollen. Davon kann man sich schon ein paar Metern überzeugen.
Auf dem Freeway 357
Wie von Geisterhand fährt der silbermetallic lackierte Prototyp langsam an, fährt in dem Industriegebiet sicher eine erste Linkskurze und kommt an der Ampelkreuzung problemlos zum Stehen. Der Blinker links schaltet sich automatisch ein und in der animierten Instrumenteneinheit ist in schwarz-weiß das Bild zu erkennen, das man beim Herausschauen aus der Frontscheibe erblickt. Eine kleine Ampel ist auf rot und der Tacho zeigt 0 km/h - erlaubtes Tempo 40 km/h. Das ändert sich nach ein paar Sekunden, als die Ampel auf grün springt, die Limousine langsam anfährt und bis auf Tempo 50 beschleunigt. Es geht über eine lang gezogene Brücke, auf der am linken Straßenrand ein paar Lastwagen parken. Das Fahrzeug verzögert scheinbar grundlos seine Fahrt, beschleunigt wieder leicht und verzögert beim nächsten Lastwagen wieder. "Hieran müssen wir noch arbeiten", erklärt Tetsuya Iijima, "die Elektronik denkt, dass hinter den Fahrzeugen Fußgänger oder spielende Kinder auf die Straße laufen könnten und bremst daher leicht ab. Aber wir sind ja auch noch nicht im Serienstand."
Ein paar hundert Meter weiter geht es nach links auf den Freeway 357 Richtung Chiba. Das silberne Zukunftsmodell, das nicht nur auf die Serienkamera hinter dem Innenspiegel, sondern auch auf kleine Kameras in den Außenspiegeln sowie aufgesetzt an den vier Ecken des Daches, am Heck sowie Radar- und Sonarsensoren zurückgreift, fährt etwas zögerlich, aber zielstrebig und vor allem ohne jedes Zutun des Fahrers durch die Bezahlstation auf den Freeway Richtung Norden auf. Tetsuya Iijima scheint zu seinem System ein Gottvertrauen zu haben, denn der offene Japaner dreht sich immer wieder lange nach hinten um und erklärt die aufwendige Technik. Er thematisiert die Arbeit von Kameras und Sensoren, sinniert über die Größe der Recheneinheit und verweist darauf, dass die in Japan üblichen Bezahlstationen mit ihrem Funksystem eine sinnvolle Vorstufe zu einem späteren 5G-Funknetz sind, um immer Echtzeitdaten im Fahrzeug zu haben.
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- Veröffentlicht: 01. November 2017