Es geht weiter Richtung Norden auf der 357 und der Verkehr rauscht links und rechts an einem vorbei. "Unser System hält sich immer genau an die Geschwindigkeitsbegrenzungen", erklärt Herr Iijima, "hier eben an Tempo 60. Wenn die Situation oder die Umgebung undurchsichtig ist, eben auch etwas weniger." Doch der umliegende Verkehr stört sich an dem rot umrandeten 60-km/h-Schild allzu wenig. Selbst große Lastwagen ziehen mit 80 oder 90 km/h rechts an uns vorbei. Ein Problem, dass das (teil-) automatisierte Fahren mit sich bringt: die Elektronik hält sich an Tempolimits - mehr als die meisten Verkehrsteilnehmer. Das macht einen gerade im fließenden Verkehr langsamer als die anderen.
Doch abgesehen vom etwas zögerlichen Beschleunigen und der peinlich genauen Einhaltung der Tempolimits in Richtung Urayasu kann man dem System ProPilot 3 aus dem Hause Nissan kaum etwas vorwerfen. Automatisch werden Richtungswechsel, Bezahlschranken oder Ausfahrten angekündigt und zielsicher fährt der Proband mit eingeschaltetem Blinker links von der Autobahn ab. In der Ausfahrt staut es sich und Tetsuya Iijima kommt aus dem Schwärmen über sein System gar nicht heraus. Im Schneckentempo krabbelt der Q50 nach vorn, bremst ab, steht und fährt wieder an - immer wieder. Vor der Ampel wird perfekt gestoppt und nach einer 180-Grad Kehre geht es wieder auf den Freeway 357 zurück Richtung Süden. Der Nissan-Entwickler zeigt zum ersten Mal eine leichte Anspannung, als er die turbulente Verkehrssituation auf dem Freeway sieht; seine Hände sind in Lenkradnähe um einzugreifen zu können. Doch der Testwagen blinkt und drückt sich problemlos in eine kleine Lücke - alles in Ordnung. Kein Eingreifen erforderlich.
"Wir sind noch lange nicht fertig mit unserer Arbeit", sagt Tetsuya Iijima als es über die 357 und später die B11 zurück Richtung Yokohama geht, "wir haben noch sehr viel zu tun. Wir müssen die Technik in eine serientaugliche Größe bekommen und dann hat das Serienmodell natürlich auch eine Kamera im Innern, ob der Fahrer am Steuer sitzt. Wir brauchen zudem eine extrem genaue HD-Karte. Das alles wird noch eine Zeit dauern." Als es um den Serieneinsatz geht, hält er sich abgesehen vom Einführungszeitpunt im Jahre 2020 bedeckt. Es sei eher eine Sonderausstattung, räumt er ein, die in verschiedenen Modellen kommen könnte. Preis - noch unbekannt. Nach zwei kleineren Staus rollt der Infiniti Q50 S langsam exakt auf den Platz, auf dem es losging. Tetsuya Iijima hat nicht einmal ins Steuer gegriffen - und schwört Stein und Bein, dass sich diese Testfahrt überall wiederholen ließe. Wir glauben es ihm und sind beeindruckter denn je.
Fotos: Nissan
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- Veröffentlicht: 01. November 2017