Was den Europäern und den Asiaten ihr Nissan Navara, der technisch nahezu baugleich ebenso als Mercedes X-Klasse und Renault Alaskan angeboten wird, ist in den USA der mächtige Nissan Titan, der es schwer hat, sich gegen so legendäre Massenmodelle wie Ford F-150 oder Chevrolet Silverado in Szene zu setzen. Der 5,30 Meter lange Mitsubishi L200 der neuesten Generation kommt optisch beinahe martialisch daher und ist in den drei Kabinenarten Single, Club oder Double zu bekommen. Auf den meisten Märken wird er von einem rustikalen 181-PS-Diesel angetrieben. Benziner spielen kaum eine große Rolle. Das ist bei der Konkurrenz außerhalb der USA kaum anders. Während in Europa viele über die hoch effizienten und drehmomentstarken Diesel meckern, kommen den Vereinigten Planwagenstaaten von Amerika so langsam auf die Selbstzündergeschmack. Die Full-Size-Modelle sind seit kurzem auch als Diesel im Programm.
Leichtbau mit Licht und Schatten
Zunehmend haben auch die Premiumhersteller das Segment der Pick Ups fokussiert. Mercedes grübelte bereits seit 20 Jahren an einem rustikalen Geländewagen mit offener Ladefläche. In geringen Stückzahlen und bevorzugt für die Armee bot man jedoch allein die G-Klasse auch als Pick Up an. Der Versuch, von der ersten ML-Klasse Ende der 90er einen Pick Up abzuleiten, wurde eingestellt; zu teuer und schlicht zu aufwendig. Seit kurzem bietet Mercedes die X-Klasse an; ein optisch sehenswerter Zwilling des Nissan Navara. "Die Mercedes X-Klasse verbindet wilde Natur mit urbanen Lebensstil", erläutert Mercedes Nutzfahrzeugchef Volker Mornhinweg den Anspruch der Kunden. Die Technik hat abgesehen vom V6-Diesel des Topmodells nicht viel mit dem Hause Daimler zu tun. Volkswagen war hier ein paar Jahr zuvor konsequenter. Nach einigem hin und her beerdigte man den Taro, den man zusammen mit Konkurrent Toyota speziell für Südamerika produzierte und legte mit dem Amarok einen sehr guten Pick Up auf. Doch es fehlte der Mut und die Finanzierbarkeit eines US-Modells und so geht der 5,25 Meter lange VW Amarok, produziert in Argentinien und Hannover, bevorzugt in Europa und Südamerika auf Kundenfang. Der Fehler wurde mittlerweile erkannt und die VW-Verantwortlichen grübeln seit zwei Jahren darüber nach, wie man auch jenseits des Atlantiks einen Pick Up anbieten kann. Die Chance für eine Serienumsetzung des Tanoak scheinen nicht schlecht. Er könnte das Atlas-Doppelpack zur Familie ausbauen. Problem: die Frontantriebsplattform MQB hat im Gelände und in Sachen Trag- und Zuglast nicht viel zuzusetzen.
Wer auf dem Pick-Up-Markt wirklich erfolgreich sein will, kommt um die USA kaum herum. Amerika gilt seit dem Zweiten Weltkrieg als Pick-Up-Country. Die mächtigen Lademeister heißen hier nicht Pick Ups, sondern Full Size Trucks. Pick Ups nennen sich nur kleinere Modelle wie Chevrolet Colorado, Toyota Tacoma, Isuzu D-Max oder Ford Ranger eine Klasse darunter - immerhin auch noch weit über fünf Meter lang. Der meistverkaufte Pick Up in Deutschland ist der Ford Ranger vor dem VW Amarok. Doch die echten Bestseller sind weltweit ohnehin eine Klasse größer unterwegs. Die Kunden wissen, was sie wollen. Immerhin: kaum ein Rancher hat die Nase gerümpft, als die aktuelle Generation des Ford F-150 im Jahre 2014 erstmals mit einem vergleichsweise kleinen 2,7-Liter-V6-Turbo und Aluminiumkarosse vorgestellt wurde. Bisher kannten die meisten US-Kunden im mittleren Westen Aluminium allein von ihren Bud-Light-Dosen beim Barbeque.
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- Veröffentlicht: 14. November 2018