Dass Ford in Russland zwei Werke schließt und der C-Max eingestellt wird, zeigt, dass in Dearborn Michigan keine Rücksicht mehr auf Befindlichkeiten der europäischen Tochter genommen wird. Aus dem Dreischicht- wird jetzt ein Zweischichtbetrieb und die straffere Arbeitszeit wird nun ganz auf den Ford Focus und dessen Derivate konzentriert. Die versprechen mehr Profit als der aus der Mode gekommene Van. "Für Ford zählt nur Business, Business, Business", sagt ein Top-Manager hinter vorgehaltener Hand. Beim Ford Deutschland-Chef Gunnar Herrmann klingt das staatsmännischer. "Wir haben im Januar angekündigt, unser Geschäft in Europa grundlegend zu transformieren. Ziel ist die kurzfristige Rückkehr in die Gewinnzone und ein langfristig wettbewerbsfähigeres Geschäft." Um diese Vorgabe zu erreichen, helfen Werkschließungen und das Einstellen von Modellreihen nur bedingt. Zwar werden so Kosten abgebaut, aber auch dieser Effekt verpufft irgendwann und wenn man es mit dem Amputieren übertreibt, ist der Patient nicht mehr überlebensfähig. Stichwort: kaputtsparen.
Fords Zukunft ist elektrisch
Also investiert man bei Ford in die Zukunft. Und die soll elektrisch sein. 16 elektrifizierte Modelle sollen den US-Autobauer wieder auf die Siegerstraße bringen. Varianten reichen von Mildhybriden (MHEV) über einem Hybriden (HEV) bis hin zu Plug-in-Hybriden (PHEV) und rein elektrischen Fahrzeugen (BEVs). Acht sollen noch dieses Jahr erscheinen, allerdings werden einige erst später im Jahr präsentiert, sodass die volle Wucht der Elektro-Offensive erst 2020 zum Tragen kommt. Dass man den alten Kontinent noch nicht abgeschrieben hat, zeigt die Tatsache, dass der Kompakt-Crossover Kuga die erste Baureihe des amerikanischen Autobauers ist, bei der drei verschiedene Hybridvarianten geplant sind - MHEV, HEV und PHEV. Der Puma feiert ein Comeback. Zwar nicht mehr als kleines Sportcoupé, das 2001 nach nur vier Jahren eingestellt wurde, sondern als Crossover-Coupé auf Fiesta Basis mit einer MHEV-Option. Die Ford Verantwortlichen schwören Stein und Bein, dass dies nicht das Ende des EcoSport bedeutet, der auf der gleichen Architektur steht. Doch wenn der rollende Berglöwe auf Kosten des Technik-Verwandten zum Erfolg wird, fällt die Axt aus Michigan schnell und kompromisslos.
Ford setzt aber nicht nur die klassischen Endkunden-Modelle unter Strom. Auch die Nutzfahrzeugsparte wird elektrifiziert. Dabei soll die Veränderung im Antriebsstrang nicht zum Nachteil der Praktikabilität gehen. Sei es beim Transit Custom (PHEV), dem Torneo Custom (ebenfalls als PHEV erhältlich) oder dem BEV-Transit. Ob sich dieses Konzept bei der traditionell eher skeptischen Klientel durchsetzt, wird sich zeigen. Denn ein Handwerker, der tagtäglich auf sein Fahrzeug angewiesen ist, will sich keine Gedanken darüber machen, wo und ob ein Auto aufgeladen werden kann. Deswegen bietet man Stützpfeiler der Blaumannsparte, wie den Transit auch als Mildhybrid-Version oder mit konventionellen Motoren an.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 03. April 2019