Von außen erkennen nur echte Connaisseure, welches Gefährt, das gerade an einem vorbeifliegt. Dieser 1302er ist die Krönung von Deckers Schaffen. Ein spätes Werk des Meisters aus dem Jahre 2008. Statt der üblichen 130 km/h, die ein 1302-Käfer mehr recht als schlecht erreicht, ballert der Theo Decker Käfer mit 185 km/h über den Asphalt und die Tachonadel passiert bereits nach 7,6 Sekunden die 100 km/h-Marke. Die Skala des Tachos reicht bis 200 km/h, kein Übermut, wie wir schnell herausfinden sollten. Gibt man dem Power-Käfer die Sporen, stoppt die Nadel erst jenseits der 190 km/h. Bitte den Vorlauf nicht vergessen.
Mehr Porsche als Käfer
Schon der Weg dahin ist ein Ereignis, das die Oktanzahl des Benzins im Blut eines jeden Automobilfans weit jenseits der 100 ansteigen lässt. Mit einem vollen Grollen erwacht der wassergekühlte Boxer Motor im Heck des Käfers zum Leben. Schon im Stand befiehlt jeder Gasstoß den Härchen am Unterarm strammzustehen. Der Ganghebel ähnelt einem dünnen Spazierstock. Doch bei jedem Schalten jubelt der luftgekühlte Boxermotor voller Inbrunst tief rasselnd dem Drehzahlhimmel entgegen. Die zwei Weber-Doppelvergaser sorgen für die entsprechende Beatmung. Ausgeatmet wird hörbar per doppelflutiger Abgasanlage samt Fächerkrümmer.
Dieser VW Käfer ist mehr Porsche als Volkswagen, ultradirekt, spitz und eindeutig in seinen Absichten. Und die sind möglichst schnell um die Ecke zu kommen. Wer sich auf dieses Spiel einlässt, will schon nach der ersten Kurve nicht mehr aussteigen. Dieser Königskäfer hat Suchtpotenzial. Den Kontakt zum Asphalt stellen 195er Walzen auf 15 Zoll Felgen her. Damit die ganze Chose auch pfeilschnell um die Ecke schießt, ist das Sportfahrwerk ein paar Zentimeter tiefer. Hinten hilft anstelle der Pendelachse, die bis in den späten 1960ern ihren Dienst verrichtete, eine Schräglenkerachse.
- Details
- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 16. Dezember 2020