Gute Figur
Der Seat Arona erhält eine behutsame Modellpflege. Die Spanier drehen an den richtigen Stellschrauben, sodass die Stärken des B-Segment-Crossovers erhalten bleiben.
Das Spielfeld hat sich verändert. Waren es früher Kleinwagen wie der VW Polo, der Skoda Fabia, der Renault Clio oder der Peugeot 208, die sich fast ausschließlich im B-Segment um Marktanteile balgten, buhlen heute auch kleine SUVs – etwa der Renault Captur, der VW T-Cross, der Skoda Kamiq und der Seat Arona um die Gunst der Autofahrer. In Zeiten verkürzter Entwicklungszyklen und immer schmalerer Portemonnaies muss man Modelle mit gezielten Updates begehrlich halten. Das kennt man von Smartphones. Bei Autos ist es ähnlich. Nur reicht hier kein simples Software-Update, es echte Modellpflegen nötig.

Genau eine solche Überarbeitung bekommt der Seat Arona jetzt spendiert. Optisch setzt das Facelift nicht auf große Gesten, sondern auf Feinschliff: schmalere Scheinwerfer, jetzt serienmäßig in Voll-LED-Ausführung und daher mit einem stärkeren Lichtkegel. Ergänzt wird die aufgefrischte Front durch einen größeren, sechseckigen Kühlergrill, vier neue Felgendesigns (zwei in 16 Zoll, zwei in 18 Zoll) sowie drei neue Außenfarben namens Liminal, Oniric und Hypnotic. Einmal mehr ziehen wir den Hut vor der Namenskunst der spanisch-deutschen Wortakrobaten. Konkret: Liminal ist ein sehr heller, fast milchiger Pastellton, Oniric changiert von einem sanften Violettgrau zu einem leicht schimmernden Blau mit Perlmutt-Effekt, und Hypnotic ist ein intensives Blaugrün.
Im Innenraum versucht Seat gar nicht, Materialopulenz vorzutäuschen. Das ist irgendwie ehrlich und dem Geschäftsmodell im B-Segment mit geringen Margen geschuldet. Zumal der Seat Arona mindestens 25.400 Euro kostet. Auch 2026 dominiert im kleinen Stelzen-Spanier viel Hartplastik. Das ist sauber montiert; nichts knarzt oder scheppert, auch wenn wir mal durch ein Schlagloch rumpeln. Verschiedene Oberflächen am Armaturenbrett werten den Innenraum auf, ebenso wie die Textilbezüge in den Türen und die neuen Sitzbahnen. Apropos: Die Sitze bieten ordentlichen Komfort, könnten in den Basisvarianten jedoch mehr Seitenhalt vertragen. Die FR-Schalensitze bieten da mehr. Das wirkt sich positiv aus. Nicht nur wenn. Man es man es sportlicher mag, sondern auch auf längeren Strecken.
Das Cockpit wirkt ohnehin vertraut. Das freistehende 8,25- oder 9,2-Zoll-Display steht übersichtlich im Blickfeld und verströmt mit seinem dicken Plastikrahmen eine Prise Retrocharme – genau wie die klassische Handbremse. Die finden wir lässig; das passt ins Bild. Auch auf diesem Gebiet will der spanische Crossover nichts vortäuschen, was er nicht ist. Klassische Knöpfe und eine nachvollziehbare Menüstruktur statt Touchscreen-Fetischismus machen die Bedienung auch für Nicht-Digital-Natives einfach. Wer auf die vertraute Umgebung seines Smartphones nicht verzichten will, nutzt Apple CarPlay oder Android Auto. Gut: Wir haben erfreut zur Kenntnis genommen, dass die induktive Ladeschale gekühlt ist, verbinden das Telefon aber trotzdem lieber per Kabel mit dem Infotainmentsystem.

Platz ist im 4,16 Meter langen Arona mehr als genug vorhanden. Auch im Fond kann es sich ein Erwachsener, der größer als 1,80 Meter ist, bequem machen. Der Kofferraum hat ein Volumen von 400 Litern, was für diese Klasse mehr als in Ordnung ist. Legt man die Lehnen der Rückbank um, wächst das Fassungsvermögen auf 1.280 Liter. Der Ladeboden des Kofferraums ist in zwei Höhen arretierbar und erleichtert, das Beladen des Gepäckabteils spürbar, wenn man die obere Position wählt. Nützlich sind auch die vier Metallhaken, um Taschen sicher zu fixieren, sodass diese nicht bei jeder Richtungsänderung durch das Gepäckabteil purzeln.
Dass der Arona kein kurvengieriger Extremsportler ist, liegt auf der Hand. ADas bedeutet jedoch nicht, dass man mit dem Crossover auf kurvigen Landstraßen keinen Spaß haben kann. Das Fahrwerk mit einer MacPherson-Achse vorn und einer Verbundlenkerachse hinten ist eine der Stärken des Seats, wie das bei einigen Modellen aus dem VW-Konzern der Fall ist. Das kleine Seat-SUV federt auf Querfugen gelassen weg, ohne zu rumpeln, bleibt aber straff genug, um präzise durch die Kurven zu eilen. Auch auf Landstraßen agiert der spanische Crossover leichtfüßig, neutral, berechenbar. Die Lenkung ist direkt genug für flotte Kurvenfahrten und bleibt dennoch auf der Autobahn stabil. Diese Balance aus Komfort und Kontrolle ist das Ergebnis der guten Abstimmungsarbeit der Ingenieure.
Dass Federn und Dämpfer mehr können als der Einliter-Dreizylinder mit 85 kW / 115 PS und einem maximalen Drehmoment von 200 Newtonmetern liefert, ist definitiv kein Nachteil. Fahrwerksreserven helfen beim Komfort. Solange man es entspannt angehen lässt, funktioniert das Zusammenspiel aus kleinvolumigem, aufgeladenem Verbrennungsmotor und dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe geschmeidig und unaufgeregt. Will man es aber wissen und beschleunigt kräftig, kann die Antriebskombination die Anstrengung nicht verhehlen, und das Aggregat macht seinem Ärger knurrend Luft. Das bedeutet nicht, dass man im Seat Arona 1.0 TSI stets mit gebremstem Schaum unterwegs ist. Ganz im Gegenteil: Aus dem Stand erreicht der Arona nach 9,9 Sekunden Landstraßentempo und ist bis zu 195 km/h schnell. Dabei mutiert der Spanier nicht zum Spritsäufer: Nach unserer Testfahrt meldete der Bordcomputer 6,5 l/100 km – das sind 0,6 l/100 km mehr als im Datenblatt angegeben. Also macht der Seat Arona eine gute Figur, auch mit dickem Displayrahmen und Hartplastik-Ambiente.
Datenblatt Seat 1.0 Arona TSI
- Typ: Crossover
- Motor: Dreizylinder-Benziner
- Hubraum (cm3): 999
- Leistung in PS (kW) bei U/min-1: 115 (85) bei 5.500
- Max. Drehmoment (Nm) bei Umin-1: 200 bei 2.000–3.500
- Höchstgeschwindigkeit (km/h): 195
- Beschleunigung 0-100 km/h (sek.): 9,9
- Getriebe: 7-Gang-DSG (DQ200)
- Antrieb: Vorderradantrieb
- Treibstoffsorte: Super (ROZ 95)
- Tank (L): 40
- Verbrauch EU-Drittelmix (l/100 km): 5,9
- CO2-Ausstoß (g/km): 139
- Gewicht, Herstellerangabe (kg): 1.231
- max. Zuladung (kg): 519
- Abmessungen (L/B/H): 4.164 / 1.780 / 1.538
- max. Ladevolumen (L): 400 bis 1.280
- (Basismodell25.400)
- Abgasnorm: EU 6e/B










