Leapmotor B10 Pro Max

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VonJoaquim Oliveira

17. Oktober 2025

Der günstige Cayenne

Nach dem T03 und dem C10 schickt Leapmotor in diesem Monat seinen Mittelklasse-Crossover B10 auf die europäischen Märkte. Der sehenswerte Chinese bietet für 30.000 Euro ein großzügiges Platzangebot, solides Handling und eine überschaubare Reichweite von 300 Kilometern.

Chinesische Automarken erledigen vieles in wahrer Rekordzeit. Da macht Leapmotor keine Ausnahme, denn noch vor wenigen Monaten katten die Marke hierzulande kein Mensch. Unter das Dach des mächtigen Stellantis-Konzerns zu schlüpfen, hat die internationale Expansion des Unternehmens wahrhaft beflügelt. Abgesehen davon, dass es vom Konzeptfahrzeug bis zum Produktionsstart des neuen Modells gerade einmal 18 Monate dauerte, wurden in kurzer Zeit bereits mehr als eine Million Fahrzeuge verkauft. Der neue B10 ist er einmal das Aushängeschild der umtriebigen Neulinge, doch mit kompakten B5, einem kleinen Crossover und einer stehen die nächsten Modelle bereits vor der Tür.

Wie schon die beiden Startmodelle T02 und C10 macht der neue Elektrocrossover B10 nicht nur durch ein gefälliges Aussehen, sondern insbesondere seinen günstigen Preis auf sich aufmerksam. Mit rund 30.000 Euro ist er 5.000 bis 10.000 Euro günstiger als der aktuelle Wettbewerb – das ist eine Ansage. Dabei führt der B10 eine neue Plattform für Elektrofahrzeuge ein, die die Komplexität des Akkus deutlich reduziert. Er kommt mit 22 Steuergeräten aus, während die Anzahl in einem vergleichbaren Fahrzeug mitunter fünfmal höher ist und benötigt exakt 966 Meter Kabel – ein Drittel der Konkurrenzmodelle. Das reduziert Kosten, Gewicht sowie Energieverbrauch und beschleunigt ganz nebenbei die Kommunikation. Die Konstruktion der Zellen innerhalb der Chassisstruktur selbst soll dabei Vorteile hinsichtlich Gewicht und Sicherheit bieten. Die beiden verfügbaren Batteriepaketen mit LFP-Chemie (Lithium-Eisenphosphat) bieten Kapazitäten von 57 und 67 kWh. Sie enthalten jeweils 128 Zellen und unterscheiden nur geringfügig in der Energiedichte. 

Mit einer Länge von 4,52 Metern hat der SUV ein relativ unauffälliges Außendesign, das sich nicht deutlich von anderen Wettbewerbern, insbesondere chinesischen, abhebt. Leichte Ähnlichkeiten mit dem Heck des Porsche Cayenne tun ihm dabei eher gut. Der Autoschlüssel kann zu Hause bleiben, denn die Arbeit macht das Mobiltelefon, das in einen digitalen Schlüssel umgewandelt und mit Familie oder Freunden geteilt werden kann. Innen präsentiert sich der Elektro-Crossover blass und beliebig – das gilt ebenso für die digitalen Instrumente und das 14,5 Zoll große Infotainmentdisplay wie die Verkleidungen und Bedienelemente. Die harten Oberflächen am Armaturenbrett wirken wenig wertig, während die weicheren Elemente in den Türverkleidungen besser gefallen. Das mächtige Panoramadach bringt viel Licht in den Innenraum und kann anders als bei vielen Wettbewerbern durch Schließen des elektrischen Sonnenschutzes gedimmt werden. Die Topversion verfügt über elektrisch verstellbare, klimatisierte Vordersitze mit Kunstlederbezug. Überzeugen kann das Platzangebot, denn auch im Fond finden zwei Erwachsene genügend Raum für längere Strecken. Wer mehr Platz als die überschaubaren 420 Liter Kofferraum benötigt, kann die Rücksitzlehnen asymmetrisch umklappen. Unter der Motorhaube befindet sich ein kleiner Kofferraum, der praktisch für die Aufbewahrung von Batterieladekabeln ist. Apropos Laden: Das ist mit bis zu 11 kW Wechselstrom oder 140 kW Gleichstrom mit der kleineren Batterie und 168 kW mit der größeren Batterie möglich. 

Beide B10-versionen werden von einem 160 kW / 218 PS starken Elektromotor an der Hinterachse angetrieben, der dem Mittelklasse-SUV eine beachtliche Agilität verleiht. Der knapp 1,9 Tonnen schwere Crossover bringt seine Leistung und das maximale Drehmoment von 240 Nm durch den Heckantrieb gut auf die Straße und beschleunigt, wenn gewünscht, in acht Sekunden auf Tempo 100. Die Maximalgeschwindigkeit ist mit 170 km/h allerdings überschaubar. Statt der üblichen Fahrmodi kann der Fahrer selbst justieren, wie Motor, Lenkung und Bremsenergierückgewinnung das Fortkommen beeinflussen sollen. Punkten kann der Leapmotor insbesondere mit einem gelungenen Bremsgefühl, das anders als mancher Konkurrenz kaum spürbar von regenerativem auf hydraulisches Bremssystem übergeht. Der gute Fahrkomfort wird durch spürbare Schwingungen bei Bodenwellen gemindert und die Lenkung vermittelt kaum eine Rückmeldung von der Fahrbahn – unabhängig vom justierten Modus.

Auf der 70 Kilometer langen Testfahrt erbrauchte der B10 mit der größeren Batterie durchschnittlich 18,7 kWh/100 km und lag damit nahe am zugelassenen Durchschnitt von 17,3 kWh. Damit erreicht er eine reale Reichweite von rund 400 Kilometern. Bei flotter Fahrt sollte jedoch ein Realverbrauch von rund 20 Litern angenommen werden und dann sinkt die Reichweite deutlich unter die 400er-Marke. Die günstigen Preise von 30.000 Euro für den Einsteiger und 33.900 Euro für das Topmodell könnte in den nächsten Monaten noch sinken, denn Leapmotor plant, den Crossover im ehemaligen Opel-Werk in Saragossa zu fertigen, was die aktuellen Strafzölle von 30,7 Prozent umgehen würde. Damit würde der B10 zu einem wahren Preisbrecher. 

Technische Daten: Leapmotor B10

  • Motor: Elektro, Heck
  • Leistung: 160 kW / 218 PS
  • Max. Drehmoment: 240 Nm
  • Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
  • Beschleunigung 0 – 100 km/h: 8,0 Sekunden
  • Normverbrauch: 17,3 kW / 100 km
  • Akkugröße: 67,1 kWh
  • Max. Ladegeschwindigkeit: 168 kW
  • Leergewicht: 1.845 kg
  • Ladevolumen: 420 – 1.300 Liter
  • Preis: ab 29.900 Euro

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