Aus diesem Trend wurde in den 2000er-Jahren eine überaus kraftvolle Youngtimerwelle. Die ersten Modelle, zumeist Sportwagen oder Luxuskarossen mit geringer Laufleistung, schossen mit ihren Preisen schnell durch die Decke. Es war über Nacht schick, einen coolen Youngtimer zu fahren, der viel mehr war, als ein betagter Gebrauchtwagen mit ein paar Jahren zu viel auf dem Buckel. Es formierten sich Clubs, Veranstaltungen und wochenendliche Ausfahrten. Die Youngtimer wurde immer begehrter und rutschen nicht nur in Sachen Wert längst an die begehrten Oldtimer heran, die von diesem Klassikschub ebenfalls profitierten - schließlich wird jeder Youngtimer nach 25 bis 30 Jahren auch einmal ein echter Oldtimer.
Begehrte Premiummodelle
Doch damit dürfte es bald Schluss sein. Denn wer sich eine Mercedes E-Klasse der Baureihe W 210 ab 1997 oder einen Opel Senator aus den 90ern anschaut, der dürfte sich dieses Fahrzeug kaum als begehrenswerten Klassiker der Zukunft vorstellen. Das sieht bei ersten Generationen des Ford Mondeo, einem Peugeot 405 oder dem durchaus innovativen Fiat Croma kaum anders aus. Natürlich lassen sich diese Modelle ebenso wie ein BMW 3er der Baureihe E 30 oder ein Audi 80 der Serien B3 / B4 vorzüglich im Alltag bewegen. Doch eine Begehrlichkeit wecken diese Fahrzeuge zumeist weder in Sachen Design, noch bei Antrieb oder Technik. Bei vielen Modellen handelt es sich weitgehend herstellerunabhängig um richtig gute Autos mit einer zeitgemäßen Ausstattung. Airbags, ABS, Komfortdetails und Bordcomputer hatten jedoch ebenso wie Autotelefone oder elektrische Sitzverstellungen nicht nur in die Modelle der Luxusklasse Einzug gehalten. Ein Reiserechner wie seinerzeit in der Mercedes S-Klasse der Reihe W 126 oder eine besonders exklusive Lederausstattung im Jaguar XJ bringt Auto- und Klassikfans jedoch ebenso kaum in Wallung wie die zahllosen Fehlfarben, die Anfang der 90er zu einem heißen Trend wurden. Nicht nur bei damaligen Sportmodellen gibt es wenig ansehnliche Bi-Color-Entgleisungen, giftgrüne Zierleisten und Sitze mit zerrüttetem Psychomuster. Nicht alles das, was selten ist, ist auch schön. BMW Individual, Mercedes Designo oder Porsche Exklusiv bieten zahllose Beispiele im ehemaligen Hochpreissegment.
Die coolen Youngtimer in Statur von Allerweltsautos wie Mercedes E-Klasse W 123, BMW 3er E21 oder Audi Ur-Quattro werden daher keine Nachfahren bekommen, weil diese im Laufe der Jahre zu Oldtimern wurden - bisweilen sogar noch zu vertretbaren, aber steigenden Preisen. Doch dass die bevorzugt männlichen Autofans, mit den Fahrzeugen der 90er oder gar 2000er Jahre einen automobilen Teil ihrer Jugend zurückholen wollen, ist kaum anzunehmen. So werden die Jahrzeuge aus der zweiten Hälfte der 90er und frühen 2000er Jahre keine Youngtimer mit Aussicht auf stattliche Wertsteigerungen, sondern nicht mehr als schnöde Gebrauchtwagen im Alter von 15, 20 oder 25 Jahren mit zumeist opulenten Laufleistungen.
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- Veröffentlicht: 06. Februar 2017