Schließlich haben sowohl die Marken Peugeot / Citroen als auch die Gegenüber Opel / Vauxhall überaus schwere Jahre hinter sich. Die schmerzhaften Verluste liegen hier wie da nicht an einzelnen Gründen, sondern an einem ganzen Konglomerat von Fehlentscheidungen. Bei Opel wurde zu lange an zu schlecht ausgelasteten Werken festgehalten, es haperte lange Zeit an der rechten Modellpolitik und an effizienten Produktionen. Wichtige Autos kamen gar nicht, andere viel zu spät oder wieder andere sorgten für kaum mehr als Verwunderung. Nahezu deckungsgleich positionierte Kleinwagen wie Adam, Corsa oder Karl, die allesamt kaum Geld in die leeren Kassen spülen, initiierte man bei Opel ebenso selbstbewusst wie die Modelle C1, C2 und C3 bei Citroen. Auch Peugeot griff nach erfolgreichen Massenmodellen wie 205 / 206 gründlich daneben, verschlief wie allgemein PSA und lange auch bei Opel jeglichen SUV-Trend. PSA wie Opel strichen über die Jahre imageträchtige Luxusmodelle wie Senator, Commodore, Monza auf der deutschen, sowie Citroen CX-25, C6 oder Peugeot 605 / 607 auf französischer Seite. Wenn die Imageträger in der umkämpften und allzu preissensiblen Mittelklasse ohne großes Markenbewusstsein fahren, ist es schwer für Aufsehen zu sorgen.
Alternative Antriebe
Jetzt langsam schien Opel langsam wieder auf die Räder zu kommen. Mit der ersten Insignia-Generation gelang 2008 mehr als ein Achtungserfolg und die nachfolgenden Modelle waren durchweg gut. Nicht in der Lage die Premiumliga oder zumindest die längst enteilte Konkurrenz aus Wolfsburg anzugreifen; aber Fehltritte gab es mit Astra, Corsa, oder Mokka nicht mehr. In den nächsten Monaten werden die Vans Meriva und Zafira gestrichen und durch die schicken B- / C-Segment SUVs Crossland X und Grandland X ersetzt. Beide Modelle sind erste, durchaus gewollte Kinder der an sich noch nicht vollzogenen Ehe mit PSA. Der Crossland parkt neben dem kommenden Peugeot 2008; der Grandland neben dem etwas größeren 3008. Der Umstieg weg von den wenig trendigen Vans zu den allgegenwärtigen SUV sind ein später, aber marktgerechter Schritt für die Marke mit dem Blitz. Hier scheint man modellseitig auf einem weiteren Weg zu sein als bei PSA, wo in einem langjährigen Plan zumindest die Submarke DS zu einem Ertragsobjekt aufgebaut werden soll. Das Sammelsurium an Kleinwagenmodellen ist durchgekämmt und so langsam hat sich auch in Paris herumgesprochen, dass ohne SUV kein Staat zu machen ist. 2008, 3008 und 5008 bringen mehr Aufmerksamkeit und Kundeninteresse als die Vans und Kombis. Eine echte Alternative zu dem überaus erfolgreichen Opel Mokka mit bisher fast 700.000 verkauften Modellen hat PSA bisher nicht. Hier musste die müde Kooperation mit Mitsubishi herhalten, um Lücken im eigenen Modellprogramm zu schließen.
Die Übernahme von Opel durch GM mag auf den ersten Blick überraschen, weil sich beide Portfolios allzu sehr gleichen. In den USA und China spielen alle Marken keine oder zumindest keine große Rolle und in Südamerika geben ebenfalls andere den Ton an. PSA wird die Marke Opel keinesfalls auslöschen und angesichts der hohen Verkaufsanteile dürfte es ebenfalls schwer sein, das britische Vauxhall-Duplikat vom Markt zu löschen. In einem ersten Schritt ist kaum mehr denkbar, als dass PSA die Volkswagen-Taktik von vor 20 Jahren umsetzt. Hier kaufte man erst Seat und dann Skoda - beides Hersteller mit einem durchaus vergleichbaren Portfolio. Über viele Jahre wurden erfolgreiche Einzelmarken unter dem Volkswagen-Dach aufgebaut, die eigene Kundenkreise haben (sollten). Nach 10 bis 15 Jahren gibt es in der Kleinwagen-, Kompakt- oder SUV-Klasse technisch nahezu identische Fahrzeuge mit einem anderen Hut auf dem Chassis. Der VW Tiguan ist identisch mit einem Seat Ateca oder einem Skoda Kodiaq; eng verwandt gibt es noch Modelle wie den Tiguan Allspace, den Skoda Yeti oder weitere noch folgende Derivate. Ähnlich sieht es bei anderen Modellen aus. VW Golf, Audi A3, Seat Leon und Skoda Octavia sind ebenso eng miteinander verwoben wie VW Touareg, Porsche Cayenne, Audi Q7 oder die kleinen Modelle Seat Mii, Skoda Citigo und VW Up. Unterschiede gibt es letztlich allenfalls bei Marke und Design; die Technik ist zu großen Teilen identisch. Darauf wird auch PSA setzen. Denn es geht gerade auf Druck von Dong-Feng auch um das Thema alternative Antriebe. Die teuren, schweren und aufwendigen Plug-In-Hybriden dürften für keine der beteiligten Marken eine nennenswerte Bedeutung haben. Opel-Chef Dr. Karl-Thomas Neumann erklärte nach den ersten Testfahrten mit dem Opel Ampera-e jüngst, dass Opel ab 2030 zur Elektromarke werden könne. Technisch ist man hierzu aktuell auf General Motors angewiesen. Denn nach dem Flop mit der ersten Ampera-Generation ist der Nachfolger nur deshalb möglich, weil er ein Zwilling des US-Modells Chevrolet Bolt ist. PSA hat in Sachen Elektroantrieb abgesehen von den unbeachteten Mitsubishi-Zwillingen Citroen C-Zero und Peugeot Ion nichts zu bieten. Die technische Expertise von GM in Sachen Elektroantrieb dürfte daher für PSA elementarer Bestandteil eines etwaigen Kaufarrangements sein.
- Details
- Veröffentlicht: 21. Februar 2017