"0 auf Tempo 100 schaffen wir nunmehr 0,2 Sekunden schneller als bisher", sagt Baureihenleiter August Achleitner ebenso stoisch, wie sich der Über-Elfer im Grenzbereich fährt, "das sind 2,9 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit stieg auf 330 km/h. Das war kein Entwicklungsziel, sondern hat sich eher ergeben." Bei allem gesteigerten Tatendrang und den gewaltigen 750 Nm Drehmoment, die der Top-Elfer zuerst an die Kurbelwelle und dann über das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe an beide Antriebsachsen bringt, hat sich der Normverbrauch auf 9,1 Liter Super reduziert. Theoretisch lassen sich die 540 bzw. 580 PS starken Brüder Porsche 911 Turbo und 911 Turbo S somit mit weniger als zehn Litern auf 100 Kilometern bewegen. Das klingt beinahe zu spektakulär, wie sich der schwäbische Allradler auf der Rennstrecke bewegen lässt.
Allradkünstler
Der Fahrer wird mit dem Hereingleiten in die exzellenten Sportsitze in Sekundenbruchteilen zum Pilot. Alles wie man es kennt. Auf den zweiten Blick fallen der etwas lieblose Drehschalter im Lenkrad und das neue Multimediasystem auf, das mit Echtzeitverkehrsdaten endlich zur Premiumkonkurrenz aufschließen soll. Auch wenn das nicht vollends gelingt und die Porsche-Entwickler in Sachen Vernetzung zunächst nur auf Apple CarPlay setzen, ist es ein Schritt in die rechte Richtung. Nur wenige werden über den Schalthebel am Mitteltunnel in die Gangwahl des Doppelkupplungsgetriebes eingreifen. Zukünftig werden die höheren Gänge durch ein Ziehen erklommen; heruntergeschaltet wird nach Tourenwagenart nach vorn. Je nach eingestelltem Fahrmodus werden die meisten Piloten dem Getriebe die Arbeit überlassen oder über die Pedale am griffigen Lenkrad schalten. Wer interessiert sich da für die Mittelkonsole?
Wenn sich die hoffentlich angewärmten 20-Zöller mit dem Asphalt verzahnen, gibt es sowieso kein Halten mehr. Dann wird der Porsche 911 Turbo S zu einer gefährlichen Waffe, die gerade noch zahm im Holster geschlafen und auf Autobahn oder in der überfüllten City seelenruhig Kilometer abgerissen hatte. Auf der Rennstrecke sieht das ganz anders aus. Der Schub, mit dem der 580 PS starke Porsche bereits aus der Boxengasse brüllt, ist schlicht beängstigend. Auf der gerade erst fertiggestellten Rennstrecke im südafrikanischen Kyalami geben einem die großen Kurvenradien alle Möglichkeit, die Zügel locker zu halten und die Reifen Höchstleistungen vollbringen zu lassen.
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- Veröffentlicht: 18. Januar 2016