Durch den Allradantrieb hat der zwei Tonnen schwere 2+0-Sitzer keinerlei Mühe, seine opulente V8-Power standesgemäß auf den Boden zu bannen. Durch die Allradlenkung fährt sich der 4,71 Meter lange Roadster trotz Übergewicht eine Klasse leichter und allemal kompakter - egal, ob er auf den serienmäßigen 20-Zöllern oder den aufpreispflichtigen 21er-Gummis rollt. Fein abgestimmt und dabei nicht zu nervös oder gar indirekt die elektromechanische Zahnstangenlenkung mit ihrer variablen Übersetzung. Sie punktet gerade auch bei höheren Tempi mit der ihr innewohnenden Gelassenheit bei entsprechender Präzision, die den Fahrer auch im flotten Galopp immer wissen lässt, das Vorderachse und Hinterwagen veranstalten. Wenn der Fahrer zum Piloten wird und es darauf anlegt, im Grenzbereich Gummi zu verbrennen, kennt der Mercedes AMG SL 63 kein Halten mehr, kann sein hohes Gewicht jedoch nicht vollends übertünchen.
V12 war gestern - und keine Elektroversion
Aus dem Stand spurtet der Allrader in spektakulären 3,6 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht imposante 315 km/h Spitze. Dass es damit den bisherigen AMG GT Roadster überflüssig macht, ist kein Geheimnis mehr. Dieser wird keinen Nachfolger bekommen und nur noch als geschlossene Version eine noch sportlichere Zukunft haben. Mit einem Normverbrauch von 11,8 Litern Super auf 100 Kilometern ist der offene Spaßmacher alles andere als Kostverächter. Dabei müssen die SL-Fans auf den insbesondere in den USA geliebten Zwölfzylinder verzichten. Stattdessen kommt im nächsten Jahr eine dritte Motorvariante als Plug-In-Hybrid - wohl mit gerade einmal vier Zylindern und dem Antrieb der AMG C-Klasse könnte dieser jedoch eine Palastrevolte bei den elitären SL-Fans auslösen. Keine Planungen soll es für einen elektrischen Mercedes SL geben, denn hier hat AMG andere Modelle in Vorbereitung.
Der große Vorteil des neuen Mercedes AMG ist nicht allein sein sportliches Fahrverhalten, sondern das überfällige Stoffdach, das sich in 15 Sekunden bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h öffnen und schließen lässt. Leider nicht elektrisch und damit wenig komfortabel: das manuell zu bedienende Windschott, das kaum Verwirbelungen ins Innere gelangen lässt. Das Cockpit wirkt modern, bietet abgesehen von den exzellenten Sportsitzen jedoch wenig Überraschungen. Dabei wird das Armaturenbrett neben Head-Up-Display, digitalen 12,3-Zoll-Instrumenten und dem mit nervigen Touchflächen überfrachteten Lenkrad von einem 11,9 Zoll großen Hochkant-Display dominiert, dessen Neigungswinkel sich variabel zwischen 12 und 32 Grad verstellen lässt, damit die Sonne bei geöffnetem Dach einen nicht im Blindflug fahren lässt. Der Laderaum des neuen SL fasst überschaubare 213 bis 240 Liter bei einer Zuladung von 320 Kilogramm.
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- Veröffentlicht: 11. Januar 2022