Der Grund für die Haltung der chinesischen Behörden liegt auf der Hand. So gut der Staat aufgrund der Beteiligungen an den nationalen Gesellschaften, die die internationalen Automodelle lokal im Land produzieren auch verdienen, so sehr ist klar, dass die eigene Autoindustrie die mehr als 100 Jahre Entwicklungsrückstand gegen die internationale Konkurrenz nicht aufholen kann. Zumindest gilt das für Fahrzeuge mit konventionellen Antrieben. Bei etwaigen Elektroautos würde das ganz anders aussehen. Hier liegt die Antriebskompetenz nicht allein bei Großkonzernen wie VW, BMW, Mercedes, Renault-Nissan oder PSA. Vielmehr müssen sich die etablierten Autohersteller mit Zulieferern aus der Batterie- und Elektromotorindustrie ins Bett legen, um ihre Fahrzeuge den neuen Elektroanforderungen anzupassen. Da kommt es Märkten in China oder Japan gerade Recht, dass viele dieser Hersteller in Asien angesiedelt sind. Der vermeintlich eigene Entwicklungs- und Erfahrungsrückstand ist (teil-)elektrisiert auf einmal gar nicht mehr so groß.
Toyota wird technisch überholt
China muss und will seine über hundert Millionenstädte unter anderem mit sauberen Antriebstechnologien vor dem Umweltkollaps retten. Doch auch bis nach Peking hat sich längst herumgesprochen, dass sich Elektroautos auf den freien Märkten in Europa und den USA zumeist die Reifen plattstehen. 2014 wurden in Deutschland kaum mehr als 8.500 Elektroautos verkauft; in Europa sieht es kaum besser aus. Erwähnenswerte Verkaufszahlen gab es bisher nur dort, wo - wie in Norwegen oder den Niederlanden - zwischenzeitlich wahnwitzige Subventionen gezahlt wurden, die den Markt derart verzerren, dass er gar kein solcher mehr ist. Ohne eine strikte Reglementierung dürfte auch in China kaum etwas gehen.
Die Entwicklungsabteilungen sehen die Plug-In-Hybriden mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zum einen drücken die Plug-In-Fahrzeuge die Normverbräuche bisweilen an die Zwei-Liter-Marke; zum anderen sind die Plug-In-Hybriden besonders teuer, weil in einem Fahrzeug parallel Verbrennungs- und Elektromotoren mit entsprechender Elektronik und Speichermedien verbaut werden. "Ohne einen nennenswerten Anteil von Hybridisierung in der Modellpalette werden wir die strengen gesetzlichen Vorgaben in unseren Fahrzeugen mittelfristig nicht erfüllen können", räumt BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich ein. Daher werden die Elektromodule mit den konventionellen Verbrennungsmotoren kombiniert. Wie eine Invasion auf Rädern ziehen daher klassenübergreifend Plug-In-Hybriden bei uns ein. Toyota, einziger Hersteller, der es zumindest in den USA schaffte, eine nennenswerte Anzahl von Hybriden auf den Markt zu bringen, setzt dabei überraschenderweise auf die normale Hybridtechnik und lässt ein stationäres Aufladen an der E-Zapfsäule und entsprechend rein elektrische Reichweiten bis an die 50 Kilometer außen vor. Die neuen Plug-In-Hybriden fahren daher nicht als Toyota / Lexus, sondern unter den Markenzeichen von VW / Audi, BMW, Mercedes, Porsche oder Volvo umher.
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- Veröffentlicht: 12. Oktober 2015