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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 14. Januar 2022
Mit diesen Zutaten kalibrieren die Ingenieure den Sport-Fahrmodus neu. Bewegt man den Drehknopf auf "S", strafft sich die Luftfederung um 15 Prozent und die Lenkung wird direkter. Um das Edel-SUV noch agiler um die Ecke zu wuchten, bremst das System beim Einlenken in eine Kurve das innere Hinterrad leicht ab und unterstützt so die Vorderachse bei der Richtungsänderung. Der Plan geht auf. Schon der aktuelle V8-Bentayga tanzt agil um die Ecken. Aber die S-Version macht agiert noch eine Spur leichtfüßiger, ohne die beinahe schon absurde Radikalität eines Lamborghini Urus oder eines Porsche Cayenne Turbo GT zu erreichen. Muss der britische Gentleman auch nicht. Der Bentayga S vollführt ambitionierte Richtungswechsel souverän und entspannt, ohne beim Fahrer nasse Handflächen und Schweißperlen auf der Stirn zu verursachen. Die direktere Lenkung, die einen Schuss kommunikativer sein könnte, fügt sich in dieses stimmige Gesamtbild ein.
Akrapovic-Auspuffanlage
Eine Freude ist der wohlklingende Achtender, der sich im Sportmodus dank der Akrapovic-Auspuffanlage mit zwei mächtigen ovalen schwarzen Endrohren deutlich vernehmbarer zu Wort meldet, ohne allzu krawallig zu tönen. Allerdings dürfte der Klang in den feinen Gegenden bei manchen Nachbarn für Stirnrunzeln sorgen. Das Triebwerk hängt gut am Gas, die Achtgang-Automatik sortiert sich bei einem Butalo-Kickdown, während sich der Motor eine kurze Atempause gönnt, um dann den Edel-Kreuzer mit einer souveränen Überzeugung nach vorne zu wuchten. So sind nach 4,5 Sekunden aus dem Stand die 100 km/h erreicht und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 290 km/h zählt man auch auf deutschen Straßen nicht zu den Verlierern. So viel Verve gibt es nicht geschenkt. Der Bentayga S kostet knapp 230.000 Euro (das sind rund 21.200 Euro mehr als der V8) und verbraucht 13 Liter pro 100 Kilometer.
Neben den mächtigen Trompeten unterscheidet sich der Bentayga S auch optisch mit seinen 22 Zoll Walzen von seinem gleichstarken Bruder. Um die Agilität zu verbessern, ist der Heckspoiler etwas größer als beim V8-Bruder. Dazu kommen schwarze Außenspiegel-Kappen, gleichfarbige Applikationen rund um das Auto sowie dunkel getönte Scheinwerfer und Rückleuchten. Im Innenraum gibt sich der Sportler durch Alcantara-Stoff, Farbelementen und S-Emblemen zu erkennen. Sonst ist alles beim Alten geblieben und erinnert nach in wie vor bisweilen an den Technik-Spender Audi Q7. So müssen die Kopfstützen der Sitze immer noch per Hand verstellt werden, aber Bentley war ja nicht immer auf Rosen gebettet. Das Gestühl könnte auch etwas mehr Seitenhalt bieten. Aber darauf müssen wir wohl beim nächsten Bentayga warten. Die-Fahrer des edlen Briten mit deutscher Technik stoßen sich ohnehin nicht an solchen kleinen Schwächen. Sie lassen sich gerne fahren.
Fotos: press-inform / Bentley