Janusgesicht
Porsche beginnt beim Panamera eine neue Ära: Erstmals ist ein Plug-in-Hybrid das Top-Modell einer Baureihe. Die erste Mitfahrt zeigt, dass sich das Umschwenken auf Elektrifizierung lohnt.
Der Schlag ins Kreuz ist mörderisch! Eine Viertelumdrehung kämpfen die Hinterreifen um Traktion und dann stürmt der Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid mit einer brachialen Wucht los, dass die Innereien die Wirbelsäule umarmen. "Das war die Launch-Control", grinst Rennfahrer Timo Bernhard, der beim legendären 24 Stunden Rennen von Le-Mans für Porsche an den Start geht. Die Fahrt auf der Teststrecke in Nardo hält noch weitere Herausforderungen für den Mageninhalt bereit. Der 500 kW / 680 PS starke Panamera stürzt sich wie ein Raubtier auf jede Kurve und durcheilt die Ecke mit einer Agilität, die man einer 2.310 Kilogramm schweren Luxus-Limousine kaum zutraut.
680 PS / 850 Nm
"Das ist echtes Sportwagen-Feeling", freut sich Timo Bernhard. Der optionalen Hinterradlenkung, dem Hang-On-Allradantrieb, der per Lamellenkupplung die Kraft verteilt und der Achslastverteilung von perfekten 50 zu 50 sei Dank. Nur wenn man es übertreibt, meldet sich das Heck freundlich den Finger hebend zu Wort, wird aber mit einem schnellen Gegenlenken wieder eingefangen. Wie beim Bentley Bentayga und dem Audi SQ7 TDI verhindert eine elektrische Wankstabilisierung blitzschnell das Neigen der Karosserie in schnellen Kurven. Im Gegensatz zur hydraulischen Variante, die auf die Dämpfer wirkt, verdrehen sich bei der elektrischen Variante die beiden Hälften des Querstabilisators gegeneinander. Das geschieht etwa drei Mal so schnell, wie bei der herkömmlichen Wankstabilisierung. "Auch wenn andere das vor uns im Auto haben, hatten wir die Entwicklungshoheit", schmunzelt Gernot Döllner. Das neue 48 Volt-Teilbordnetz macht diese Funktion erst möglich. Als Energiespeicher verwendet Porsche Ultra-Caps-Kondensatoren, die sehr schnell Energie abgeben und speichern können. Klar, in schnellen engen Kurven wird das Mehrgewicht von rund 310 Kilogramm gegenüber dem konventionellen Turbo spürbar und die elektrifizierte Limousine drängt nach außen. Alleine Batteriemodul wiegt 130 Kilogramm und die Akkus bestehen aus acht Modulen, die jeweils aus 13 prismatischen Samsung-Zellen zusammengesetzt sind. Der 14 kWh-Akku ist an einer 230 Volt Steckdose nach sechs Stunden wieder voll aufgeladen. Das Kofferraumvolumen schmilzt von 495 Liter auf 405 Liter, aber der Platz fällt nur an seitlichen Ausbuchtungen weg.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 24. Februar 2017