Die Hinterachslenkung, die die Räder mit einem Winkel von maximal 4,5 Grad einschlägt, hilft bei der Dynamik und dem neutralen Fahrverhalten, das sich auch bei einem schnellen Spurwechsel auf dem glatten Untergrund manifestiert. Jetzt schalten wir in den Comfort-Modus und die Elektronik legt dem bewegungsfreudigen Heck sofort straffere Zügel an. Die Regeleingriffe sind geschmeidig und halten die über zwei Tonnen schweren Limousine auch bei der spiegelglatten Oberfläche souverän in der Spur. Der Ingenieur neben mir nickt zufrieden. So hat er sich das vorgestellt. Aber noch wäre Zeit, an den Prototypen etwas zu verändern. Das Sport-Fahrprogramm wird seinem Namen gerecht und lässt größere Driftwinkel zu. Am Kurvenausgang stellt man das Auto gerade und mit einem beherzten Einsatz des rechten Pedals zieht der Allradantrieb den tonnenschweren Stromer auf die nächste Gerade. Wenn die Regelsysteme schon auf Eis so zuverlässig agieren, wird es auf Asphalt nur wenig Probleme geben. Allerdings ist auch beim EQE 500 4Matic schon bei 210 km/h Schluss. Wer 30 km/h schneller unterwegs sein will, muss zu den AMG-Varianten greifen.
Für jeden etwas
Auch wenn die Mercedes-Manager den EQE als elektrische Business-Limousine klassifizieren, wird an den ehernen Grundfesten einer E-Klasse nicht gerüttelt - völlig egal, ob diese rein elektrisch angetrieben ist oder nicht. Schließlich haben die schwäbischen Ingenieure einen Ruf zu verlieren. Das bedeutet: Komfort spielt nach wie vor eine große Rolle. Bei einem Radstand von 3,12 Metern, ist auf der Rückbank genug Raum, dass man in China repräsentativ unterwegs ist. Aber auch ein Europäer mit Gardemaß findet auf der Rückbank mehr als genügend Raum es sich fürstlich bequem zu machen.
Neben dem luftigen Innenraum, der natürlich auch ein Resultat der EVA-II-Plattform ist, steht der Federungskomfort eine große Rolle. Das Luftfahrwerk kaschiert das stattliche Gewicht des EQE auch bei den sehr kalten Bedingungen zuverlässig. Die Mercedes-Techniker versichern aber, dass auch das Stahlfahrwerk beim Fahrkomfort keine Wünsche offenlässt, allerdings kann getrost davon ausgegangen werden, dass die meisten Kunden sich für die aufwendigere Federung entscheiden werden. Auch im Innenraum kann man sich zwischen dem aus dem EQS bekannten Hyperscreen und einer traditionelleren Variante mit einem senkrecht stehenden iPad als Infotainment-Zentrale plus den virtuellen Instrumenten vor dem Fahrer.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 12. März 2022