Millionenspiel
Die Börsen gehen weitgehend unkalkulierbar auf und ab während sich die Zinsen weltweit knapp über der Nulllinie festgebissen haben. Kein Wunder, dass Oldtimerversteigerungen einen grandiosen Zulauf haben. Wo sonst gibt es für Fahrspaß und Faszination auch noch Wertzuwachs - garantiert?
Die regelmäßig erscheinenden Angebotskataloge von Bonhams, Gooding oder RM Auctions lassen selbst ausgewiesenen Autosammlern jedes Mal die Hände nass werden. Ein dunkler 1969er Dino 206 GT gehört mit erwarteten 500.000 bis 700.000 Dollar da noch zu den günstigen Ferrari-Modellen, die angeboten werden. Ein weißer Ferrari 250 GT Series 1 soll nach Schätzungen des Versteigerers mehr als 6,5 Millionen Dollar bringen und selbst der 1978er Formel-1-Rennwagen 312 T3 wird mit mindestens 1,5 Millionen veranschlagt. Da erscheinen ein 1956er Austin Healey 100 BN2, eine Corvette 427 Roadster von 1967 oder ein Lamborghini Espada von 1972 für jeweils rund 100.000 Dollar schon wie erreichbare Schnäppchen. Unglaublich, aber wahr: der blau-graue Jaguar E-Type Series-1 3,8 Liter Roadster bringt bei der Versteigerung leicht mehr als die erwarteten 375.000 Dollar. Autoauktionen sind auf der ganzen Welt längst zu einem Spiel ohne Grenzen geworden.
Pebble Beach und Amelia Island
"Man muss auf sein Herz hören", sagt Robert Brooks Vorstand beim 1793 gegründeten Auktionshaus Bonhams, "sonst geht das Ganze in die Hose." Das Oldtimergeschäft, die Auktionen mit exklusiven Oldtimern, war schon immer eine sehr einträgliche Sache. Doch was in den vergangenen Jahren passierte, konnte niemand vorhergesehen. Die Werte von ehedem bereits teuren Oldtimern stiegen immer öfter ins Unermessliche. Bei der jährlichen Topveranstaltung in Pebble Beach brachte es ein Ferrari 250 GTO mit zweifelhaften Ruf auf 38 Millionen Dollar. Kenner der Szene hatten gar mit 50 Millionen oder mehr gerechnet. "Irgendwann ist eine Grenze erreicht", ergänzt der smart gekleidete Brooks in seinem dunklen Sakko, "aber in den nächsten Jahren dürfte es weiter nach oben gehen. Schließlich ist eine Versteigerung der einzige Ort, an dem es einen echten Markt und einen echten Marktpreis gibt." Dieses Vertrauen scheint sich insbesondere für renommierte wie Versteigerungshäuser wie Bonhams oder RM Auctions auszuzahlen. Jahr für Jahr vermelden diese neue Rekordsummen, die bei den Versteigerungen umgesetzt werden. "Der Markt ist einfach verrückt", sagt Alain Squindo, Vice President bei RM Auctions, "es sind nicht nur die GTOs, sondern auch dass ein Mercedes 190 SL bis zu 340.000 Dollar bringt, war vor Jahren nicht absehbar. Pebble Beach ist hier der Super Bowl."
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- Veröffentlicht: 23. Oktober 2014