Der Brite Louise Zborowski bretterte beim Auftaktrennen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 157,2 km/h über die Asphaltplatten und umrundete die zwei Kilometer lange Strecke in seiner schnellsten Runde in 45,8 Sekunden. Allerdings überquerte der Franzose Albert Divo vor den Augen des spanischen Königs Alfons XIII., der den Kurs eingeweiht hatte, als Erster die Ziellinie. Damals drängten sich mehrere tausend Zuschauer, die sich über vier Stunden lang auf dem beschwerlichen Weg über staubige Schotterpisten von Barcelona nach Sitges-Terramar gemacht hatten, rund um das Oval. Der reiche katalanische Textil-Geschäftsmann und Autonarr Federico Armangué entschloss sich 1922 die Rennstrecke zu bauen. Rund 300 Tagen schufteten die Arbeiter und stampften das zwei Kilometer lange Oval aus dem Boden. Die Steilkurven sollten mit einer Überhöhung von 60 bis 90 Grad sogar Geschwindigkeiten bis 200 km/h ermöglichen und die Tribünen wurden so hoch gebaut, dass die Zuschauer möglichst viel von den Kampf auf dem heißen Beton mitbekamen.
Rennstrecke gerät in Vergessenheit
Vier Millionen Peseten kostete der Bau des Rennovals. Doch das Geld war von Anfang an knapp. Die zweite Tribüne, deren Reste noch aus dem grünen Rasen ragen, wurde nie fertig, weil die finanziellen Mittel erschöpft waren. Heute wohnt der Hausmeister in dem Gemäuer. Zwei Jahre nach der Eröffnung verkaufte Armangué die Strecke an den tschechischen Rennfahrer Edgar Morawitz. Heute ist von dem Glanz der vergangenen Jahre nicht mehr viel übrig. Die Tribünen sind verweist und Gebäude-Ruinen stehen wie das Skelett eines Riesen-Dinousauriers inmitten der grünen Landschaft nahe der des verschlafenen Städtchens Sant Pere de Ribes. Rostige Stahlträger, Risse in den Wänden der Gebäude und Löcher im Straßenbelag verleihen dem Gelände einen morbiden Charme.
Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet das Oval in Vergessenheit und 1955 fand das letzte Rennen auf dem Hochgeschwindigkeitskurs statt. Danach verwandelten die neuen Besitzer das Autodromo Terramar in eine Farm. Wo früher Menschen jubelten, der legendäre Pilot Tazio Nuvolari seine Runden drehte und Rennmotoren brüllten, gackerten jetzt 250.000 Hühner. Aus den Boxen wurden Pferdeställe und unter den Tribünen entstand eine Tierfutter-Produktion und der Asphalt, über den vor kurzen noch Rennwagen gerast waren, wurde genutzt um Stroh zu trocknen und Futterreste aufzubewahren.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 10. Mai 2015