Das vergessene Renn-Juwell
Das Autodromo Terramar ist Zeuge einer goldenen Ära des Rennsports. Auf dem zwei Kilometer langen Hochgeschwindigkeits-Oval mit zwei Steilkurven fand 1923 der erste Große Preis von Spanien statt. Heute kämpft der verwitternde Beton mit der Natur und eine Runde in einem modernen Auto verströmt den Hauch von Abenteuer.
Salvador Mora ist ganz in seinem Element. Als der Seat Leon mit Karacho durch die mächtige Steilkurve brettert, nimmt der 71jährige die Hand vom Lenkrad und zwitschert wie ein Vogel. "Das geht alles ganz einfach", strahlt der rüstige Senior, während er fröhlich weiter pfeift. "Hier zu fahren kommt dem Fliegen am nächsten", lacht Salvador Mora und bewegt die Hände wie Flügel. Nur gut, dass der freiheitsliebende Spanier weiß, welche Geschwindigkeit die überhöhten Ecken vertragen und spult eine Runde nach der anderen ab. In den Kurven immer freihändig und vor Freude feixend.
Steilkurven vertragen bis zu 200 km/h
Später steht das moderne Auto in der riesigen Betonwand, die eine Kurve ist, und krallt sich mit aller Haftungskraft moderner Pneus in den sandfarbenen Beton, um nicht nach untern zu rutschen. Ein paar Meter weiter zeigt Salvador Mora auf Reifenspuren, die sich in dem Asphalt der Steilkurve verewigt haben. "Das hier ist ein Dunlop und das ein Michelin", erklärt der Senior. Die Abdrücke stammen noch aus dem Eröffnungsrennen, dem Großen Preis von Spanien, der am 28. Oktober 1923 ausgetragen wurde. Da der Asphalt der hastig fertiggestellten Rennstrecke noch nicht ganz trocken war, konnten gruben sich die Reifen in den Untergrund und sind bis heute Zeugnis, des Wagemutes der Piloten in ihren knatternden Kisten. Denn die Spuren steigen an und beweisen, dass die Fahrer immer schneller die Wand entlangrasten und so immer weiter nach ober kletterten.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 10. Mai 2015