Doch es geht nicht um Sitze, sondern den längst leistungshungrig brabbelnden V8 unter der Haube. Dass der Melcher\'sche Zylinderkopf ein wahres Kunstwerk deutscher Motorenbaukunst ist, spürt man auf jedem Kilometer. Der Klang, der Druck und diese Überlegenheit waren den Kunden in den verrückten 80ern die Wahnsinnssumme von 335.000 D-Mark wert. Wahrscheinlich war es der beste V8-Motor, der seinerzeit weltweit zu bekommen war. Der Zustand des Traumcoupés, der gerade einmal jungfräuliche 35.000 Kilometer gelaufen hat, ist spektakulär; die Technik eine Versuchung. Wenn das stärkste aller 124er-Coupés eine schmerzhafte Schwachstelle hat, ist es die Viergangautomatik, mit der die Motorleistung an die Hinterachse gebracht wird. Die neuen 265er-Pneus verbeißen sich bestens mit dem rauen Eifelasphalt und so setzt das über 1,6 Tonnen schwere Coupe seine Potenz eindrucksvoll in Vortrieb um. Doch die Gangwechsel geschehen ohne jegliche manuellen Einflussmöglichkeiten so träge, als sein man in einem elfenbeinfarbenen Taxi unterwegs. Der Wandler hat bei engagierter Fahrweise alle Mühe, die Sprünge von Tempo, Drehzahl und Drehmoment zu ordnen. Immerhin: im Sportmodus werden die Gänge deutlich höher ausgedreht - so recht passen mag das jedoch nicht. Ist der 300 CE 6.0 AMG erst einmal schnell genug, ist die automatisierte Gangschaltung ohnehin arbeitslos. Dann verrichtet der düstere Schwabe seinen Dienst ohnehin im höchsten, dem vierten, Gang. Genießen lässt sich so jeder Kilometer - gerade in der Eifel und bei diesem Wetter. Doch jetzt müssen die Seitenscheiben wieder herunter.
Fotos: press-inform / Mercedes
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- Veröffentlicht: 22. Juni 2017