Platz gibt es in dem Schlachtschiff reichlich. Auf den beiden beheizbaren Einzelsitzen der zweiten Reihe kommt Club-Feeling auf. Die per Knopfdruck hochklappbaren Einzelsitze der dritten Reihe lassen sich bequem durch einen breiten Gang erreichen. Sie empfehlen sich zwar nicht gerade für Langstreckenausflüge - aber bei kürzeren Wegen haben dort auch Erwachsene passabel Platz. Selbst mit hochgeklappter dritter Sitzreihe ist das Ladevolumen noch üppig: 431 Liter Gepäck passen dort in der Normalversion hin, in der Langversion sind es gar 1.113 Liter. Klappt man alle Sitze bis auf die der ersten Reihe um, so öffnet sich eine kleine Konzerthalle mit 2.668, bzw. 3.424 Litern Ladevolumen. Nur bei der Anhängerlast patzt der große Ami etwas: Während europäische Edel-SUV in der Regel mit 3,5 Tonnen kein Problem haben, packt der Escalade "nur" drei Tonnen. Und auch bei der Zuladung ist der Escalade überraschend bescheiden: Gerade mal 560 Kilo sind erlaubt, bei der Langversion gar nur 545 Kilo. Bei bis zu acht Passagieren plus Gepäck wird es da schnell problematisch.
Gestartet wird per Knopfdruck - und sofort brabbelt der direkteingespritzte 6,2-Liter-V8-Benziner los - gaaaanz, gaaanz leise. Ein Auto, ein Motor, keine Wahl. 313 kW/426 PS und ein maximales Drehmoment von 610 Nm sorgen dafür, dass der Riese nie wirklich Probleme hat, flott vom Fleck zu kommen. Für den Spurt von 0 auf 100 km/h gibt Cadillac 6,7 Sekunden an - das ist kaum langsamer als bei einem nur halb so schweren VW Golf GTI. Wer aber das Gaspedal im Escalade voll durchtritt, der hat keinen Zweifel daran, dass die Zahl stimmt. Bei der Höchstgeschwindigkeit kommt dann wieder ganz der per 55-Meilen-Grenze eingebremste Ami durch: 180 km/h sind in Europa für einen Luxus-SUV eher bescheiden. Geschaltet wird über eine sechsstufige Automatik, deren wuchtiger Wählhebel am Lenkrad zu finden ist. Der klassische Saug-V8 ist beim Verbrauch so wenig bescheiden wie der gesamte Auftritt des Escalade: 13,1 Liter nennt Cadillac als Durchschnitt. Und das "trotz" Zylinderabschaltung: Eine Anzeige in Armaturenbrett informiert, wenn vier der acht Zylinder abgeschaltet werden. Ohne die Anzeige würde man nichts davon mitbekommen. In der Stadt können es auch problemlos 18 Liter sein, die durch die Brennräume rauschen. Eine Start-Stopp-Automatik gibt es nicht.
Die Konstruktion des Escalade, der auf der selben GM-Plattform aufbaut wie der Chevrolet Suburban, erweist sich als massiv nach alter Väter Sitte: Leiterrahmen, Starrachse hinten und üppig dimensionierte Einzelradaufhängung vorne. Das Fahrwerk mit Magnetic-Ride-Stoßdämpfern, die ihre Charakteristik automatisch auf die Fahrsituation einstellen, sorgt für eine ruhige und komfortable Fahrt. Ohnehin ist der massige Ami kein Kurvenräuber, sondern ein lässiger Cruiser. So wenig bescheiden das Auto, so wenig bescheiden der Preis. War der Vorgänger noch unter 80.000 Euro zu haben und verlangt Cadillac in den USA selbst für den Escalade ab $73.000 (umgerechnet rund 69.000 Euro) aufwärts, so muss man für den neuen Cadillac Esplanade in Deutschland mindestens 96.500 Euro hinlegen. Wer die Langversion bevorzugt, der zahlt 2.200 Euro mehr. Immerhin der Aufpreis für 50 Zentimeter Auto mehr ist dann doch noch relativ bescheiden.
Fotos: Cadillac
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- Geschrieben von jürgen-wolff
- Veröffentlicht: 18. März 2015