Geliebte Klapperkiste
Um den VW Käfer gibt es weltweit tausende verrückter Geschichten. Doch trotz Brezel, Vocho oder Elefantenfuß kommen die verrücktesten Käferfans aus den USA. Seit den späten 60er Jahren huldigen sie dem Baja Bug.
Der Käfer von Jim Graham ist kein Schmuckstück - im Gegenteil. Jemand, der seinen Beetle so liebt wie der Kalifornier, sollte sein Traumauto an sich mehr pflegen. Das 69er-US-Modell fällt augenscheinlich fast auseinander. Der Farbe ist schmutzig schwarz; zahllose Werbeaufkleber sind scheinbar elementarer Bestandteil der Wolfsburger Produktsubstanz. Auch die mehrfach verklebte Startnummer 1107 und zwei LED-Scheinwerferbatterie auf Dach und Haube deuten darauf hin, dass es sich um ein Rennmodell der Baja Serie handeln muss. "Mein Käfer hat 54 PS. Hört sich nicht nach viel an", erzählt Jim Graham, "darum geht es aber nicht. Bei den Baja-Rennen geht es ums Ankommen."
40 Stunden Vollgas - fast
Aus der Nähe brachtet sieht Grahams Traumwagen nicht besser aus. Insbesondere im Innern bietet das Baja-Modell ein Bild des Grauens. Rostlöcher sind faustgroß und von dem ohnehin überschaubaren Komfortangebot des ehemaligen Serienmodells ist nichts mehr geblieben. Lenkrad, zwei Schalensitze, Überrollkäfig und ein paar gebastelte Schalter - das war es. Auf dem Armaturenbrett wurden mit einem Edding die Zielkoordinaten des letzten Rennens gekritzelt. Die Klappenkiste ist nackt bis aufs Blech. Abgesehen von der Frontscheibe wurde alles Fensterglas entsorgt. "Brauchen wir alles nicht", erklärt Jim, "dafür haben wir ja die Netze. Bei den Rennen tragen wir spezielle Rennhelme." Die werden über einen kleinen Lüfter hinter dem Fahrergestühl notdürftig mit Frischluft versorgt. Sonst wären die Baja-Rennen, die Mexiko, Kalifornien oder Nevada stattfinden, wegen Atemnot nach ein paar Minuten beendet.
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- Veröffentlicht: 12. Februar 2016